Wo Ökumene gelingt

Zusammenarbeit in St. Ida: Gemeinsamer Kreuzweg und mehr
Gelsenkirchen. Bereits zum achten MIda_910al versammeln sich am 11. April evangelische und katholische Christen vor dem ökumenischen Zentrum „St. Ida“ zu einem gemeinsamen Kreuzweg. Für St. Ida ist der ökumenische Kreuzweg, der um 17 Uhr, an der Kirche im Emscherbruch startet, Tradition. Überhaupt gilt: In der Resser Mark erleben Katholiken und Protestanten vieles gemeinsam. Es gibt die Chorarbeit über Konfessionen hinweg, ökumenische Andachten zu Pfingsten, zum Kreuzweg und zu Ostern und darüber hinaus das große Ida-Fest des Stadtteils im Sommer und das herbstliche Weinfest am Ökumenischen Zentrum St. Ida. „Wir tun zusammen, was möglich ist. Und wir wissen, dass nur zwei aktive Gemeinden unser Zentrum mit Kirche und Gemeindehaus im 3500-Einwohner-Stadtteil sichern“, sagt Pastor Martin Lohof, verantwortlicher Seelsorger der 8700 Katholiken-Gemeinde St. Barbara im benachbarten Erle, zu der St. Ida gehört.


Stationen auf dem rund zwei Kilometer langen Kreuzweg durch den Ort sind ein Altenheim, ein Behindertenhaus, eine Siedlung junger Familien und der Markt. An diesen Orten mit Bedeutung für das Leben der Menschen machen die Christen Halt.
Unter dem „Kreuz der Arbeitslosigkeit“, das Kolpingsfamilie, Katholische sowie Evangelische Arbeitnehmerbewegung mit zum Markt tragen, erinnern die Menschen auch daran, dass Arbeit und soziales Auskommen in der Resser Mark, in Gelsenkirchen und anderswo immer solidarisch erkämpft werden müssen. Für Resser Mark, den Stadtteil mit vielen alten Menschen, einigen jungen Familien und Hartz-IV-Beziehern ist das wichtig.

Erkämpft haben sich Katholiken und Protestanten auch den Bestand des einzigen Gotteshauses im Stadtteil. Als nach der Jahrtausendwende an der evangelischen Kirche Bau- und Bergschäden sichtbar wurden, fehlte der Gemeinde für die Sanierung das Geld. Die schon früher angesprochene Idee von einer Kirche für den Stadtteil wurde konkret. Nach dem Kirchen-Abriss arbeiteten die Menschen für ein aktives Leben am neuen Gemeindeort in ökumenischer Trägerschaft. Finanziell und organisatorisch ist der Kirchort bis heute durch ein paritätisches Kuratorium beider Partner gesichert. Auch finanziell werden laufende Kosten für das Gottes- und Gemeindehaus im Stadtteil bis heute von beiden Konfessionen getragen. Und das, obwohl St. Ida Pastor Lohof zufolge 2006 versehentlich auf die Liste der „weiteren Kirchen“ kam, die das Bistum nicht mehr finanzieren konnte und wollte. Katholiken in der Resser Mark konnten dafür sorgen, dass dies geändert wurde; über Gelsenkirchen hinaus vermittelten sie, dass der Erhalt von St. Ida lohnt. So hängt das Kreuz der abgerissenen evangelischen Kirche heute an den Außenmauern von St. Ida, das gemeinsame Johanneshaus trägt den Namen der protestantischen Kirche, die den Baggern wich.

Mindestens ebenso wichtig wie der finanzielle Unterhalt ist den Verantwortlichen vor Ort die inhaltliche Arbeit. Der „Ökumenische Arbeitskreis“ sorgt dafür seit rund zehn Jahren. „Ökumene gelingt, weil im Arbeitskreis und zwischen uns Pastoren die persönliche Ebene stimmt“, sagt der Protestant Eckehard Biermann. Der beinahe dörfliche Charakter des Stadtteils stärke zudem auch das Leben rund um St. Ida. „Die Taufe eint Katholiken wie Protestanten“, ergänzt sein katholischer Kollege Lohof. „So ist das Taufbecken zwischen Chorraum und Gemeinde der Mittelpunkt des Raumes und ein gutes ökumenisches Zeichen.“ Anderes bereitet Lohof am durch die Ökumene gesicherten Gemeindestandort allerdings Sorgen: die Alterung der Gemeinde. „Wenn nichts passiert, dann könnte auch St. Ida als Standort lebendiger Ökumene schnell gefährdet sein“, sagt der katholische Pastor.
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