Geplante Zusammenarbeit von St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH und KKEL

Der Aufsichtsrat der finanziell angeschlagen Katholischen Kliniken Emscher-Lippe GmbH (KKEL) hat nach nur neun Monaten Amtszeit Geschäftsführerin Ines Manegold abberufen. Zugleich prüft nun die St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH eine Mehrheitsbeteiligung an der KKEL.

Wie erst am Donnerstag bekannt wurde, hat der KKEL-Aufsichtsrat in seiner Sitzung am vergangenen Dienstag entschieden, Manegold von ihren Aufgaben zu entpflichten und gleichzeitig Matthias Schwanewilms, den bisherigen Verwaltungsdirektor der KKEL-Krankenhäuser, mit sofortiger Wirkung zum neuen Geschäftsführer bestellt. Zu den Gründen wurde offiziell nichts darüber hinaus bekannt, die KKEL-Verantwortlichen waren am Donnerstag für Rückfragen nicht erreichbar. Auch für viele Mitarbeiter kam diese Entscheidung offenbar überraschend. Sie wurden am Donnerstag per E-Mail informiert.

Erst seit Jahresanfang hatte Manegold als Sanierungsgeschäftsführerin der KKEL fungiert. Sie habe in neun Monaten mehr erreicht, als ihr Vorgänger Berthold Grunenberg in all den Jahren zuvor, hatte es noch vor zwei Wochen unter Insidern anerkennend geheißen. Andererseits waren die Methoden der 50-Jährigen innerhalb der KKEL auch umstritten.

Der Aufsichtsrat der finanziell angeschlagen Katholischen Kliniken Emscher-Lippe GmbH (KKEL) hat nach nur neun Monaten Amtszeit Geschäftsführerin Ines Manegold abberufen. Zugleich prüft nun die St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH eine Mehrheitsbeteiligung an der KKEL.

KKEL, St.-Josef-Hospital, Gelsenkirchen-Horst

Ihre Entpflichtung steht auf jeden Fall im unmittelbaren Zusammenhang mit einer weiteren wichtigen Entscheidung des KKEL-Aufsichtsrates vom Dienstag, wonach eine Zusammenarbeit mit der St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH angestrebt wird: Die „Trägervertreter und Gremien“ der KKEL und von St. Augustinus sind demnach übereingekommen, „die wirtschaftlichen Voraussetzungen und Bedingungen einer Mehrheitsbeteiligung“ von Augustinus an der KKEL zu prüfen, wie Wolfgang Heinberg, Leiter der St.-Augustinus-Unternehmenskommunikation, am Donnerstagnachmittag mitteilte.

„In den kommenden Monaten sollen die wesentlichen medizinischen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Verbünde in den Blick genommen werden“, so Heinberg. Erst auf Basis dieser Daten könne entschieden werden, in welcher Form eine Zusammenarbeit denkbar sei, heißt es dazu in einer gemeinsamen Erklärung, die am Donnerstagnachmittag veröffentlicht wurde. Hierzu erarbeiten die Gremien beider Unternehmen eine gemeinsame Absichtserklärung. Ziel sei ein zukunftsfähiges Unternehmenskonzept mit den dazugehörenden Investitions-, Wirtschaft- und Stellenplänen und eine gesellschaftsrechtliche Verflechtung der Unternehmen.

Der neue KKEL-Geschäftsführer Matthias Schwanewilms wird in einer gemeinsamen Presseerklärung der beiden Konzerne mit den Worten zitiert: „Mit der St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH erhält unser Unternehmen einen kompetenten Partner, mit dem wir jetzt die Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft verbinden.“ Für die Geschäftsführung der St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH stellte Geschäftsführerin Susanne Minten fest: „Wir können uns vorstellen, gemeinsam mit den Einrichtungen der KKEL, die Versorgung der Bevölkerung in Gelsenkirchen und in der Region mit medizinischen und sozialen Dienstleistung nachhaltig zu stärken und zukunftsfähig aufzustellen.“

Auch in die Diskussion um die Zukunft des St. Josef-Hospitals in Horst (KKEL) kommt damit neue Bewegung. Bekanntlich hatte Stadtrat Luidger Wolterhoff bereits vor gut zwei Wochen im städtischen Gesundheitsausschuss darüber informiert, dass seiner Kenntnis nach die KKEL auch Fusionsgespräche mit der St. Augustinus GmbH aufnehmen möchte. Seinerzeit war die KKEL aber noch nicht offiziell an die St. Augustinus GmbH herangetreten. Wolterhoff verspricht sich davon, „dass es in schnellerer Zeit“ zu einer Aussage komme, „was mit dem Horster Krankenhaus passieren wird“. Die Stadt habe daran ein großes Interesse. Wolterhoff wertet dies als „sehr positiv“.

So eröffneten sich für eine Klärung, wie es mit St. Josef weitergehen könne, neue Perspektiven. Im Dezember 2016 war bekannt geworden, dass die wirtschaftlich angeschlagenen KKEL das vollstationäre St.-Josef-Hospital bis spätestens 2020 aufgeben und sich mit seinen Betten auf den Standort in Gladbeck (St.-Barbara-Hospital) konzentrieren wolle. Bereits im Sommer 2016 hatte die KKEL Gespräche über eine Fusion mit der Marienhospital Bottrop gGmbH (MHB) angekündigt und zugleich deren Geschäftsführerin Ulrike Ellebrecht mit der KKEL-Geschäftsführung beauftragt. Ihr folgte im Januar Ines Mangold.

Ellebrecht hatte sich vor zwei Wochen noch überrascht über eine mögliche Annäherung von KKEL und Augustinus gezeigt. Davon sei ihr „nichts bekannt“. Die Klinikchefin wies darauf hin, dass die Klinikfusion zwischen Marienhospital und KKEL zum Ende des nächsten Jahres beschlossen sei. „Daran hat sich nichts geändert“. Sie hege keinen Zweifel an der Fusion und halte daran fest, sagte sie in einem Interview. Für eine Stellungnahme war Ellebrecht am Donnerstag ebenfalls nicht erreichbar.

Zu den verschiedenen Möglichkeiten, die derzeit für das Horster Krankenhaus geprüft werden, gehört die von Mitarbeitern entwickelte Idee, St. Josef in eine ambulante Portal-Klinik zu verwandeln, die Patienten für die Erstaufnahme, für ambulante Operationen und bei Notfällen zur Erstversorgung zur Verfügung steht. Für weitergehende Behandlungen müssten dann Patienten an die anderen Häuser des Klinikverbundes überwiesen werden. Wie aus dem Klinikumfeld verlautet, wird sich der Aufsichtsrat in seiner nächsten Sitzung mit dem Thema befassen. Ob der Weg zu einer Portalklinik führt, ist aber völlig offen. Offenbar ist daran gedacht, die Operationsräume des Krankenhauses selbst zu nutzen und auch zu vermieten.

Mit dem Strahlentherapiezentrum Emscher-Lippe und der radiologischen Gemeinschaftspraxis verfügt die KKEL bereits jetzt über zwei Ankermieter. Nach Bekanntwerden der Schließungsabsichten hatte Oberbürgermeister Baranowski KKEL-Geschäftsführung und -Aufsichtsrat, Bezirksregierung sowie die städtische Gesundheitsverwaltung zu regelmäßigen Gesprächen eingeladen. Das nächste Treffen dieser Runde soll im Oktober stattfinden. Bislang war die KKEL zumindest offiziell nicht an die St. Augustinus GmbH herangetreten.

Ende vorigen Jahres hatte der Aufsichtsratsvorsitzende Werner M. Philipps erklärt, die letzten Monate seien „von intensiver Zusammenarbeit von Aufsichtsrat und Geschäftsführung“ gewesen, „um die finanzielle Situation in der KKEL zu analysieren.“ Es gebe „verschiedene Problembereiche, besonders schwierig gestaltet sich der Weggang der leitenden ärztlichen Kompetenz der Onkologie in GE-Horst in ein Nachbarkrankenhaus. Eine Nachbesetzung ist nach reiflicher Prüfung nicht möglich, was die ohnehin angespannte Gesamtsituation weiter verschärft“. Dadurch werde es unumgänglich sein, die onkologisch ausgerichteten Abteilungen am St. Josef-Hospital zum 30. Juni 2017 zu schließen. „Mittelfristig wird es somit zu einer Zentralisierung der Leistungen am St. Barbara-Hospital in Gladbeck kommen. Das St. Antonius-Krankenhaus in Bottrop-Kirchhellen ist von der Zentralisierung nicht betroffen“, so der Aufsichtsratsvorsitzende.

Um den daraus entstehenden Herausforderungen gerecht zu werden, wird weitere Unterstützung zur Bearbeitung der anstehenden Aufgaben erforderlich sein. „Die nächsten zwei Jahre werden für die Sanierung und Neuausrichtung der KKEL genutzt“, erklärte Philipps damals, warum Manegold die Geschäftsführung der Katholischen Kliniken Emscher-Lippe hauptverantwortlich übernehmen sollte. Sie werde für die Führung des operativen Geschäfts zuständig sein und bringe vielfältige Erfahrung aus Sanierungs- und Neuausrichtungsprozessen mit, Ellebrecht sollte im Rahmen des weiterhin bestehenden Kooperationsvertrages für strategische Fragen verantwortlich sein, die sich im Hinblick auf die geplante Fusion mit dem Marienhospital Bottrop ergeben. Davon ist nun nicht mehr die Rede

Boris Spernol