Bistum Eichstätt macht Finanzskandal öffentlich

Das Bistum Eichstätt wird von Finanzskandal erschüttert. Ehemaliger Mitarbeiter soll Schaden bis zu 60 Millionen US-Dollar verursacht haben.

Der Eichstätter Dom von Südosten aus dem Domkreuzgang. (Foto: Bistum Eichstätt)

Das Bistum Eichstätt wird von einem Finanzskandal erschüttert. Ein ehemaliger Mitarbeiter der Finanzkammer soll mit einem Kompagnon durch ungesicherte Kredite auf dem US-Immobilienmarkt einen Schaden von bis zu 60 Millionen US-Dollar (48,2 Millionen Euro) verursacht haben. Wie das Bistum am Montag bekanntgab, wurde bereits im Juli 2017 gegen beide Personen Strafanzeige erstattet. Nach Auskunft der für Wirtschaftsstrafsachen zuständigen Staatsanwaltschaft München II sitzen die zwei Beschuldigten inzwischen in Untersuchungshaft. Der Vorwurf laute auf Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr.

Weitere Angaben zu den Personen wurden nicht gemacht. Nach Informationen der Zeitung „Donaukurier” soll es sich um den früheren stellvertretenden Finanzdirektor und einen Geschäftspartner in den USA handeln. Bei dem Anlagebetrag handelt es sich nach Recherchen von „Süddeutscher Zeitung“, WDR und NDR um etwa ein Sechstel des Finanzanlagevermögens der Diözese. Diese Angabe wurde von einem Bistumssprecher auf Nachfrage weder bestätigt noch dementiert. Laut Medienberichten sollen in mehr als 30 Fällen Kredite für Bauvorhaben in den USA vergeben worden sein, ohne diese etwa durch eine Grundschuld abzusichern. Das Bistum habe in der Strafanzeige dargestellt, dass ihr eigener Finanzchef im fraglichen Zeitraum fachlich von seiner Aufgabe überfordert gewesen sei. Es habe sich um einen Geistlichen “ohne tiefergehende wirtschaftliche Kenntnis” gehandelt. Ende 2016 war der Priester Willibald Harrer (67) ohne nähere Angaben von Gründen von seinem Amt als Bischöflicher Finanz- und Baudirektor zurückgetreten.

Der Bistumssprecher berichtete von ersten Verdachtsmomenten im Mai 2017. Damals sei erstmals ein fälliges Darlehen nicht zurückgezahlt worden. Zwei Monate später habe der Bischof dann eine Münchner Anwaltskanzlei mit der Anzeige beauftragt. Das Bistum erhoffe sich eine rückhaltlose Aufklärung. Sinn und Notwendigkeit der Ende 2015 eingeleiteten Transparenzoffensive hätten sich „auf bedauerliche Weise“ bestätigt, so der Sprecher. Das „Fehlverhalten zu Ungunsten der Diözese“ sei nur durch die in diesem Rahmen eingeleiteten Maßnahmen aufgedeckt worden.

Das Bistum stellt derzeit seine Finanz- und Vermögensverwaltung um und will bis Ende Juni 2018 einen nach den Regeln des Handelsgesetzbuches (HGB) erstellten Jahresabschluss vorlegen. Dabei soll erstmals auch das Vermögen des Bistums offengelegt werden. An diesem Zeitplan habe sich nichts geändert, erklärte der Sprecher. Für Dienstag wurde eine Pressekonferenz in Eichstätt mit Generalvikar Isidor Vollnhals und dem Münchner Rechtsanwalt Ulrich Wastl anberaumt.

kna