Essen. Auf „vergessene Katastrophen“ will das katholische Lateinamerika- Hilfswerk Adveniat in diesem Jahr aufmerksam machen. Trotz der Entwicklung im Nahen Osten und in der Ukraine dürften die Not der Menschen etwa in Haiti oder der Konflikt in Kolumbien nicht vergessen werden, sagte Adveniat- Hauptgesch.ftsführer Bernd Klaschka bei der Bilanzpressekonferenz in Essen. Fünf Jahre nach dem verheerenden Beben in Haiti seien die ersten Wiederaufbau- Projekte abgeschlossen und die Zahl der Massenzeltlager zurückgegangen.
„Doch noch immer leben Hunderttausende ohne Zugang zu Kanalisation, fließendem Wasser und medizinischer Versorgung –und so ist nachhaltige Hilfe weiterhin dringend notwendig“, betonte Klaschka. Ziel und Auftrag von Adveniat sei es, die Menschen in Deutschland auf die Not in Lateinamerika und der Karibik aufmerksam zu machen und zur Nächstenliebe und Solidarität aufzurufen.
Mit 31 Millionen Euro hat das Hilfswerk nach Angaben von Gesch.ftsführer Stephan Jentgens im Geschäftsjahr 2013/2014 rund 1900 Projekte in Lateinamerika und der Karibik unterstützt. Die Einnahmen aus Kollekten und Spenden beliefen sich auf 46,8 Millionen Euro, im Jahr zuvor waren es 47,1 Millionen Euro.
Vor Journalisten betonte Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, der auch Vorsitzender der Bischöflichen Kommission Adveniat ist, dass die Zahl der Menschen, die in Deutschland Adveniat mit Spenden unterstützen, steige. Gleichzeitig sinke aber das Ergebnis der traditionellen Weihnachtskollekte, weil hierzulande weniger Menschen in die Kirche gingen und die Zahl der Weihnachtsgottesdienste zurückgehe. Im Geschäftsjahr 2013/2014 betrug das Ergebnis der Weihnachtskollekte 28,2 Millionen Euro; im Jahr zuvor waren es noch 29,6 Millionen Euro.
„54 Jahre nach der Gründung von Adveniat ist die Partnerschaft der deutschen Katholiken mit Lateinamerika eine feste Größe geworden“, berichtete Overbeck aus Gesprächen bei einer gerade beendeten Kolumbienreise. Im Bürgerkriegsland Kolumbien scheine die Kirche beinahe die einzige soziale Instanz zu sein, der es gelinge, widerstrebende Kräfte zusammenzuhalten.
Von Gewalt Betroffene und Arme müssten durch Adveniat Chancen erhalten, ihrer Not zu entfliehen und Zukunft selbst zu gestalten. Für die Katholiken in Deutschland sei es wichtig zu erfahren, dass der kirchliche Auftrag im sozialethischem Handeln sozialpolitischen Handeln Konsequenzen habe. (kna)
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