Die trojanische Königstochter Kassandra erkennt die Anzeichen des drohenden Krieges und seine Ausweglosigkeit – doch ihre Warnungen vor dem Untergang Trojas im Krieg gegen die Griechen bleiben ungehört. Am Ende geht Troja unter. Die Laiendarsteller der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) in Oberhausen-Sterkrade geben in diesem Jahr „Troja“ zum Besten. Es ist eine eigene Sichtweise auf die Geschehnisse und ist inspiriert von Christa Wolfs Erzählung „Kassandra“.
Das 35-köpfige Ensemble zeigt die letzten Tage Trojas auf einer über 100 Quadratmeter großen Bühne im Gemeindehaus Liebfrauen. „Wir suchen jedes Jahr ein Stück aus, das die Jugendlichen zum Nachdenken anregt“, erklärt Regisseur Thomas Brill. Dabei sei die Erdung im katholisch-christlichen Glauben ein Herzstück der Jugendarbeit des „KjG Theater“. Jedes Jahr fährt die Truppe zu einem einwöchigen Theaterworkshop. In diesem Jahr ging es ins Sauerland.
„Auf diesen Ausflügen reden wir über die Bedeutung des Stücks“, erzählt Brill. Dieses Mal stand die Frage im Raum: Wie konnte das wohlhabende und weltoffene Troja untergehen? Wie ist es üb erhaupt zu dem verheerendem Krieg gekommen? Plötzlich, vor dem Hintergrund der aktuellen Weltlage, ist Troja dann aktueller, als man denkt. Ein bedeutender Satz während des Schauspiels ist: „Lasst euch nicht von den Eigenen täuschen.“ Troja zeigt, eine Gesellschaft, die sich zu Grunde richtet, da sie ihre Werte nicht mehr lebt.
Das aktuelle Stück dauert 150 Minuten. Und das bedeutete vor allem eins für die jungen Schauspieler: viel Text auswendig lernen. „Ab der ersten Probe spielen wir schon ohne Textheft. Deswegen ist man am Ende echt textsicher“, so die Laienschauspielerin Anna Heithausen. Anna spielt die Hauptrolle der Kassandra in „Troja“.
Filmeinspieler.
Thomas Brill führt die Theatergruppe gemeinsam mit seiner Ehefrau Sylvia Puy-Brill ehrenamtlich. Jeden Samstagvormittag trifft sich die Gruppe zur Probe. „Neben dem Beruf ist diese ehrenamtliche Tätigkeit natürlich sehr zeitaufreibend. Aber durch den Enthusiasmus und die Begeisterung der Kids wird man am Ende entlohnt“, so Brill. Für die Schauspieler ist natürlich der Applaus die schönste Belohnung. „Es ist ein tolles Gefühl, wenn man auf der Bühne steht und die Leute jubeln einem zu“, erzählt der 11-jährige Timo Jäger.
Das klassische Theaterstück wird durch moderne und zeitgemäße Sprache aufgelockert. Außerdem machen multimediale Elemente wie Filmeinspieler das Schauspiel zu einem Erlebnis. „Wir haben Szenen im Vorfeld gedreht, um sie in die Inszenierung einzusetzen und so den Kindern auch die Arbeit vor und hinter der Kamera näher zu bringen“, erklärt Brill.
Text und Foto: Sina Meyer
Info Das KjG-Theater besteht seit 2007 und hat bereits elf Stücke aufgeführt. Die Schauspieler sind zwischen zehn und 20 Jahren alt. Im nächsten Jahr zeigt das Ensemble das Stück „Passion“.
Gedruckt erschienen in: Neues Ruhr-Wort Nr. 38 vom 19. September 2015. Ihnen hat unser Bericht gefallen? Sie können unsere Wochenzeitung hier ganz bequem abonnieren.