Bottrop. Zwei Pfarreien im Bistum haben die Voten zu ihren Pfarreientwicklungskonzepten bereits abgegeben (wir berichteten) – auch in St. Cyriakus sind die Überlegungen bereits fortgeschritten. Doch die Bottroper Pfarrei beschreitet einen etwas anderen Weg: Am Mittwochabend stellte sie ihren Vorschlag zunächst der Öffentlichkeit vor – und zur Diskussion. Erst in einem weiteren Schritt sollen Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat Beschlüsse fassen. „Es geht uns um die größtmögliche Transparenz und darum, die Öffentlichkeit so früh wie möglich mitzunehmen“, betonte Propst Paul Neumann. „Was ist bisher übersehen worden?“, fragte er die rund 180 Anwesenden. Gleichwohl ist der Weg schon weitgehend vorgezeichnet: Die Rahmenbedingungen setzten die geringen finanziellen Spielräume. St. Cyriakus ist – wie alle Pfarreien – vom Bistum aufgefordert, bis zum Jahr 2030 in zwei Stufen rund 50 Prozent ihres Haushaltsvolumens einzusparen.
Keine Entlassungen
Eine Koordinierungsgruppe aus je drei Mitgliedern von Pfarrgemeinderat, Kirchenvorstand und Pastoralkonferenz hat – begleitet von Beratern des Bistums Essen – errechnet, was passieren würde, wenn die Pfarrei jetzt nichts unternimmt, um den Zukunfts- und Entwicklungsprozess aktiv zu gestalten: „Wenn wir so weitermachen wie bisher, wäre bis zum Jahr 2025 unserer Vermögen aufgebraucht“, sagte Propst Neumann. Und der jährliche Verlust betrüge ab 2030 rund eine halbe Million Euro. Die Koordinierungsgruppe hat einen Vorschlag erarbeitet, der dieses düstere Szenario verhindern soll. Die wichtigste Botschaft: „Wir entlassen niemanden“, betonte Martin Oppermann, Mitglied des Kirchenvorstandes. Stellen sollen wegfallen, wenn ihre Inhaber in Ruhestand treten. Die größten Einschnitte sind bei den pastoral genutzen Immobilien geplant. „Aber wir bleiben in der Fläche präsent, wollen Kirche vor Ort sein“, betonte Propst Neumann.
Die Pfarrkirche St. Cyriakus als geschichtsträchtiger und zentraler Ort soll dauerhaft erhalten werden. Hierzu soll am am Kirchplatz 2 und 3 ein neues Pfarrzentrum entstehen. Bedingung für dessen Realisierung ist indes, dass es gelingt, das bisherige Katholische Stadthaus zu verkaufen, das – so Neumann – zu teuer und zu kostenintensiv sei. Bereits seit mehreren Jahren bemüht sich die Pfarrei hier um eine Lösung. Ein Verkauf an einen Investor ist in der vorigen Woche geplatzt, nachdem dieser erklärt hatte, in dem Komplex rund 600 Flüchtlinge unterbringen zu wollen. Weder für die Pfarrei noch für die Stadt sei dieses Vorhaben vertretbar gewesen, so Neumann.
Aufgrund der räumlichen Nähe zur Pfarrkirche soll die Kirche Herz Jesu langfristig aufgegeben werden. Sie hat nur noch eine Bestandsgarantie bis 2025. Als zweite Kirche soll hingegen St. Ludgerus dauerhaft erhalten werden, so der Entwurf. Der Standort, der durch sein großes Außengelände viele Möglichkeiten für pastorale Aktivitäten biete, soll durch eine Sanierung „aufgewertet“ werden. Dies wurde in der Versammlung kontrovers diskutiert. Gottesdienstorte sollen St. Teresa (Kapelle im Caritas-Zentrum Fuhlenbrock), St. Suitbert (die Kirche in Vonderort gehört einem privaten Investor) sowie die Krankenhauskapellen im Marienhospital und im Knappschaftskrankenhaus sein. Das Pfarrheim St. Bonifatius im Fuhlenbrock und das Barbaraheim sollen, jeweils getragen von einem Förderverein, weiter genutzt werden.
Aus der Versammlung kam der Gedanke einer stärkeren Zusammenarbeit mit der zweiten Bottroper Pfarrei, St. Joseph, und die Frage nach einer zukünftigen Fusion. Dort ist man noch nicht so weit wie in Cyriakus. Der Prozess soll Anfang 2016 in Bewegnung kommen, nachdem nun das Bistum auch die Gebäude der Pfarrei bewertet hat.
Boris Spernol
Gedruckt erschienen in Neues Ruhr-Wort Nr. 43/2015 vom 24. Oktober. Ihnen hat unser Bericht gefallen? Sie können unsere Wochenzeitung hier ganz bequem abonnieren und unsere Arbeit unterstützen. Denn Journalismus kostet Geld.