Ausstellung in der Kunstkirche Bochum
Ein Ritter, eine Magd, ein Harlekin. Sechs Meter hoch und allein im Kirchenraum. – Alle zwei Minuten wechseln die Bilder. Je ein Porträt zeigt die Video-Installation von Martin Brand in der Kunstkirche Christus König in Bochum. Auf einer Leinwand zeigt der Videokünstler 42 Porträts von Menschen, die in Rollen und Kostüme schlüpfen, die zumeist von mittelalterlichen Zeiten inspiriert sind. „Role Play“ – Rollenspiel – nennt Martin Brand sein Werk. Der Clou: statt einfach nur ein Porträtfoto zu machen, entschied sich der Künstler dazu, ein jeweils zweiminütiges Video von der jeweiligen Person zu drehen, die dabei möglichst stillhält.
Es ist nicht seine erste Arbeit, die er in dieser Weise gestaltet. 2010 porträtierte er Jugendliche von der Straße, die ebenfalls in kleinen Videosequenzen, die Standbildern gleichen, dargestellt wurden. „Anfangs versuchen sie noch, eine harte Schale zu zeigen, dann aber bröckelt die Fassade“, sagt Brand. Für ein Foto könne man seine perfekte Pose und Fassade aufrechterhalten, innerhalb von zwei Minuten aber offenbart man sich, erklärt er die Entscheidung, Videos als Medium zu benutzen.
Hinter die Fassade gucken
Der Mensch hinter der Fassade fasziniert den Künstler. „Die Widersprüche sind es, bei denen es spannend wird.“ So zeigt eine seiner früheren Arbeiten ein Punker-Paar: Er in einer archaischen Haltung, die etwas Einschüchterndes hat, sie streichelt ihn. „Jeder von uns will etwas repräsentieren, möchte Stärke zeigen und ein bestimmtes Bild darstellen“, erklärt Brand. Bei dem Punker sei es die Stärke, das Rebellische. Hinter der Schale aber stecken Ängste und andere Gefühle, die Brand freilegen will.
Lesen Sie den vollständigen Bericht in der gedruckten Ausgaben des Neuen Ruhr-Worts, Nr. 43, vom 24. Oktober 2015. Sie können unsere Wochenzeitung hier ganz bequem abonnieren.