„Adveniat geht es um jeden einzelnen Armen in Lateinamerika“

Für die Menschen in Lateinamerika: Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz, Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck und der Geschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerkes, Stephan Jentgens, bei der Bilanz-Pressekonferenz in Essen (von links). Foto: Achim Pohl, Adveniat

„Mauern verfestigen Chancenungleichheit. Nationalismus und Protektionismus gehen zu Lasten der Armen.“ Das betonte Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz SVD bei der Bilanz-Pressekonferenz des Lateinamerika-Hilfswerks am 2. Mai in Essen. Da es für viele junge Menschen in Süd- und Mittelamerika keine Lebens- und Arbeitsperspektiven in ihren Heimatländern gebe, reiße der Strom junger Migranten trotz der Abschottungs-Politik der USA nicht ab.

Zudem sei das Vertrauen in die Politik angesichts von Korruption und Straffreiheit in vielen Ländern Lateinamerikas und der Karibik auf dem Tiefpunkt, sagte Pater Heinz. Adveniat unterstütze das Engagement der katholischen Kirche für Frieden, Demokratie und Gerechtigkeit. Entsprechend habe das Lateinamerika-Hilfswerk im abgelaufenen Geschäftsjahr rund 2500 Projekte mit mehr als 40 Millionen Euro gefördert. „Adveniat geht es um jeden einzelnen Armen und Benachteiligten in Lateinamerika und der Karibik“, sagte Pater Heinz. Jeder Mensch habe das Recht „auf ein würdevolles Leben. Dafür setze ich mich als neuer Hauptgeschäftsführer ein.“ Dass die Hilfe von Adveniat und die Solidarität der Spenderinnen und Spender in Deutschland dringend notwendig sind, habe Pater Heinz während seiner 20 Jahre als Steyler Missionar in Ecuador, Nicaragua und Bolivien immer wieder erfahren.

Massenproteste gegen die Regierung in Venezuela, steigende Mordraten in Mittelamerika, weiterhin bittere Armut in Haiti – Adveniat-Bischof Dr. Franz Josef Overbeck zeichnete im Pressegespräch ein dunkles Bild der Situation in Lateinamerika und der Karibik. Die Menschen litten unter den Folgen des globalisierten Wirtschaftssystems, Krieg und Hunger trieben sie aus ihren Ländern. Es könne keine Lösung sein, sich gegen diese Not mit einer Mauer abzuschotten, wie es US-Präsident Trump an der Südgrenze plane, sagte der Overbeck. Die Unterstützung für den Subkontinent sei weiterhin dringend notwendig. Adveniat lebe „die unbedingte Solidarität mit den Menschen, die Gerechtigkeit verlangen“. Und das Hilfswerk trage in Deutschland dazu bei, „dass der Schrei der Ausgeschlossenen gehört wird“, sagte der Bischof. Mit seinen Partnern in Lateinamerika setze Adveniat in den gemeinsamen Projekten zentrale Forderungen der Enzyklika Laudato sí‘ von Papst Franziskus um.

Unter dem Motto „Faire Arbeit. Würde. Helfen.“ wird Adveniat das Recht auf menschenwürdige Arbeit in den Mittelpunkt der Weihnachtsaktion 2017 stellen, kündigte Pater Heinz an. Denn in Lateinamerika und der Karibik sei vielen Menschen der Zugang zu gerecht bezahlter Arbeit verwehrt. „Durch die Förderung von Bildungs- und Ausbildungsprojekten sowie die Unterstützung von Menschenrechtsarbeit und den Schutz der Umwelt tritt Adveniat entschieden für gerecht bezahlte, nachhaltige und inklusive Arbeitsbedingungen ein“, sagte der neue Hauptgeschäftsführer.

Die Einnahmen aus Kollekten, Spenden und weiteren Erträgen beliefen sich nach Angaben des Hilfswerks im vergangenen Geschäftsjahr 2015/2016 Auf 47,8 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahr seien die Einnahmen damit relativ konstant geblieben, so Adveniat-Geschäftsführer Stephan Jentgens. Die Weihnachtskollekte sei 2015 zwar aufgrund des demographischen Wandels auf 25,6 Millionen Euro (2014: 27,4 Millionen Euro) gesunken, die Einzelspenden konnten hingegen auf 11,6 Millionen Euro (2014: 10,9 Millionen Euro, 2013: 8,8 Millionen Euro) gesteigert werden. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) habe Adveniat erneut das Spenden-Siegel zuerkannt. Weniger als zehn Prozent der Einnahmen verwende das Hilfswerk für Werbung und Verwaltung – das sei nach DZI-Kriterien niedrig, betonte Jentgens. Im deutschlandweiten Vergleich gehöre das Lateinamerika-Hilfswerk nach wie vor zu den effizientesten und kostengünstigsten Hilfsorganisationen.

Info

Adveniat, das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland, steht für kirchliches Engagement an den Rändern der Gesellschaft und an der Seite der Armen. Dazu arbeitet Adveniat entschieden in Kirche und Gesellschaft in Deutschland. Getragen wird das Werk von Hunderttausenden Spenderinnen und Spendern – vor allem auch in der alljährlichen Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember. Adveniat finanziert sich zu 95 Prozent aus Spenden. Die Hilfe wirkt: Im vergangenen Jahr konnten rund 2.500 Projekte gefördert werden, die mit 40 Millionen Euro genau dort ansetzen, wo die Hilfe am meisten benötigt wird: an der Basis, direkt bei den Armen.