Bernhard Poether soll seliggesprochen werden: Das wünscht sich der gleichnamige Arbeitskreis aus Münster-Hiltrup. In der vorigen Woche hat er hierzu eine Liste mit 1500 Unterstützungsunterschriften an den Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, übergeben. Poether war in Konflikt mit den Nationalsozialisten geraten und 1942 an den Folgen von Folter und Unterernährung im Konzentrationslager Dachau gestorben. Als Priester wirkte er auch in den Ruhrgebietsstädten Gelsenkirchen, Gladbeck und Bottrop – damals zum Bistum Münster, heute zum Bistum Essen gehörig.
Poether wurde 1906 in Datteln geboren, drei Jahre später zog die Familie nach Hiltrup. Nach dem Studium der Theologie wurde er 1932 zum Priester geweiht und trat 1933 seine erste Stelle als Kaplan in der Liebfrauengemeinde in Gelsenkirchen-Beckhausen an. 1935 ging er als Vikar nach Ciêcina in der Nähe von Krakau (Polen) an. In Krakau studierte er bis 1936 Russisch und kehrte dann ins Bistum Münster zurück. Dort wirkte er dann als Kaplan in Gladbeck-Zweckel und in Bottrop. Poether war wenige Monate als Seelsorger in Bottrop, als ihn die Gestapo am 22. September 1939 vom Pfarrhaus weg verhaftete. Hier wie zuvor schon in Gladbeck hatte sich Poether besonders für die Minderheit der polnischen Bevölkerung und gegen die willkürliche Verhaftung polnischer Katholiken eingesetzt.
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1940 kam der Geistliche ins KZ Sachsenhausen, wo er nach Berichten von Mithäftlingen wiederholt gefoltert und in Einzelhaft isoliert wurde. 1941 wurde er ins KZ Dachau in den dortigen „Priesterblock“ verlegt. Dort starb er am 5. August 1942. Seine Leiche wurde im Krematorium des KZ Dachau verbrannt. Die Urne mit seinen sterblichen Überresten wurde der Familie in Hiltrup überstellt. 1984 wurde sie vom Alten Friedhof Hiltrup in den Seitenaltar der St.-Clemens-Kirche umgebettet. In Bottrop erinnert eine Gedenktafel am Pfarrerhaus von St. Joseph an den Märtyrer, an der Zweckler Herz-Jesu-Kirche ein Gedenkstein. „Es gibt Menschen, deren Leben so bedeutsam war, dass wir sie nicht vergessen dürfen“, sagte der Bottroper Pfarrer Martin Cudak.
Für Pfarrer em. Ewald Spieker, der dem Arbeitskreis angehört, könne Poether auch heute Vorbild im Glauben und Fürsprecher bei Gott sein. Er habe in tiefer Christusverbundenheit gelebt und sei aus dem Glauben heraus Anwalt der Bedrängten und Verfolgten gewesen. Poether habe sich für die Menschen eingesetzt, die seine Hilfe am meisten gebraucht hätten. Um deren willen habe er Verhaftung, Folter und Martyrium auf sich genommen und sei in Treue zu seiner priesterlichen Berufung gestorben. Gerade heute, so unterstrich Pfarrer Spieker, könne Poethers Einsatz für Menschen aus Osteuropa Vorbild sein für ein Europa, in dem die Menschen in Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit zusammenleben. „Wir freuen uns über dieses Vorhaben“, sagte André Müller, Propst der Gladbecker Großpfarrei St. Lamberti. „Wenn das offizielle kirchenrechtliche Verfahren eingeleitet wird und wir es unterstützen können, dann werden wir das gerne tun.“ Es liegt nun in der Verantwortung von Bischof Genn, prüfen zu lassen, ob ein Diözesanverfahren zur Seligsprechung Poethers eröffnet werden kann. Diesem würde sich ein Verfahren in Rom anschließen. Erste Voraussetzung für eine Seligsprechung ist die Anerkennung eines besonders tugendhaften Lebens, das die Person gelebt hat und das sie verehrungswürdig macht. Hinzukommen muss entweder – wie bei Poether – ein Märtyrertod oder ein nachgewiesenes Wunder.