Kardinal Marx und Bischöfe würdigen Meisner als mutigen Kämpfer

Kardinal Meisner

Joachim Kardinal Meisner beim Empfang zum Abschied aus dem Amt. Foto: © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat „mit Trauer und Betroffenheit” auf den Tod von Kardinal Joachim Meisner reagiert. Mit dem früheren Kölner Erzbischof verliere die Kirche „einen gläubigen Katholiken, der bis zuletzt Position bezogen hat zu seinen Überzeugungen und der sein Wissen und seine Kompetenzen viele Jahre in die katholische Kirche einbrachte”, erklärte Marx am Mittwoch in Bonn.

Meisners Frömmigkeit und theologische Argumentation hätten ihn immer beeindruckt, so Marx. Der Verstorbene sei ein „mutiger Kämpfer” gewesen, der bereit gewesen sei, öffentlich anzuecken. Gerade die Erfahrungen in der früheren DDR hätten ihn zu einem unverzagten Kämpfer für den Glauben gemacht.

„Der Verstorbene hat aufopferungsvoll die katholische Kirche im geteilten Deutschland geprägt”, erklärte Marx und verwies auf dessen Zeit als Erfurter Weihbischof, Berliner Bischof und Vorsitzender der Berliner Bischofskonferenz. „Dabei hielt er sich in der DDR immer auf Distanz zu den Mächtigen, weil ihm die Freiheit des Glaubens wichtiger war”, so Marx.

Der Konferenz-Vorsitzende erinnerte auch an Meisner Wirken als Vorsitzender der Liturgiekommission sowie sein Engagement für das katholische Osteuropa-Hilfswerk Renovabis. „Unvergessen ist der Einsatz von Kardinal Meisner für den Weltjugendtag 2005 in Köln und für den Besuch von Papst Benedikt XVI”, so Marx.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki reagierte „schockiert” auf den Tod seines Amtsvorgängers. Im Kölner domradio würdigte Woelki ihn als „Zeugen des Glaubens”, der immer für die Wahrheit eingetreten sei – ob gelegen oder ungelegen.

Mit Meisner sei „ein bedeutender Mann der Kirche und der Zeitgeschichte von uns gegangen”, sagte Woelki. Er habe nicht nur die bundesrepublikanische und die kirchliche Wirklichkeit nach 1989 entscheidend mitgeprägt, sondern auch die europäische. Es sei nicht zu ermessen, was Meisner für die Aussöhnung zwischen Deutschland und Osteuropa, insbesondere Polen und Tschechien, geleistet habe.

Woelki erinnerte daran, dass sein Vorgänger für den Schutz des menschlichen Lebens an seinem Beginn und Ende gekämpft habe. In der DDR-Diktatur habe er seine Stimme erhoben, wo Menschen ihren Glauben nicht frei leben konnten. Dies erkläre seine große Beziehung zu Osteuropa und seinen Einsatz für die Freiheit des Glaubens dort.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) erklärte, Meisner habe seine Überzeugungen mit Nachdruck vertreten, „auch wenn dies oft unbequem war”. Der Berliner Erzbischof Heiner Koch würdigte die Verdienste des Kardinals für die Einheit des damaligen Bistums Berlin. Als Berliner Bischof von 1980 bis 1989 habe er „unbeeindruckt von den Versuchen kommunistischer Einflussnahme” daran festgehalten, erklärte Koch, der von Meisner 2006 die Bischofsweihe erhalten hatte.

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr würdigte den gebürtigen Schlesier, der von 1945 bis 1980 in Thüringen lebte, als „Mann mit klaren Worten, die ihm sowohl große Beachtung und auch Widerspruch einbrachten”.

Hamburgs Erzbischof Stefan Heße sprach von einem „Mann von großer Begeisterungsfähigkeit und Verlässlichkeit”, der ihn 1993 zum Priester geweiht habe. Geschätzt habe er den Alt-Erzbischof zudem für seine Begeisterungsfähigkeit: „Er hat für den Glauben gebrannt.”

Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann erklärte, Meisner sei eine „spannungsreiche Persönlichkeit” gewesen, die begeistert habe und angeeckt sei. Nach seiner Versetzung von Berlin nach Köln sei er den Rheinländern mit seiner „unter dem Druck eines atheistischen kommunistischen Systems” erfahrenen Prägung „zunächst fremd” gewesen. Wer ihm persönlich begegnet sei, habe sich jedoch „über seine offene, unkomplizierte Art, seinen schlesischen Humor und seine zupackende Menschlichkeit” gefreut. Aus dem unerschütterlichen Glauben an Gottes Gegenwart habe er „kompromisslos für klare Grundhaltungen des Glaubens” gekämpft.

Der Passauer Bischof Stefan Oster sagte: „Mit ihm verlieren wir eine der profiliertesten Stimmen unserer Kirche.” Meisner habe sich nie gescheut, klar für seine Überzeugungen Position zu beziehen. Er sei ein Mann tiefen Glaubens gewesen und werde fehlen. „Froh bin ich, dass er offenbar friedlich eingeschlafen ist – zumal in seiner Urlaubszeit in einer ihm sehr vertrauten Umgebung in unserem Bistum”, sagte der Bischof.

Auch Osters Vorgänger im Amt, Bischof Wilhelm Schraml, hob die feste Verwurzelung Meisners im Glauben und in der Liebe zur Kirche hervor. Noch am vergangenen Samstag hatte er den Kardinal bei den Bad Füssinger Gesprächen getroffen, bei denen auch Erzbischof Georg Gänswein zugegen war. Meisner habe sich immer wieder zu Wort gemeldet, wenn der Glaube der Kirche verwässert oder gar entstellt worden sei, erinnerte Schraml.

Auch im Bistum Dresden-Meißen wurde der Tod von Meisner mit großer Trauer aufgenommen. Die gemeinsame Herkunft aus Schlesien habe ihn mit Altbischof Joachim Reinelt und zahlreichen weiteren Geistlichen der Diözese eng verbunden. Reinelt erklärte, als Bischof im noch geteilten Berlin habe Meisner „tapfer gegen die Schwierigkeiten mit dem sozialistischen System gekämpft”. Dabei habe er vielen Menschen geholfen, „Kontakte zu westdeutschen Angehörigen zu erreichen”. Er habe sich auch im Einzelfall für Menschen eingesetzt, die wegen ihres Glaubens vom kommunistischen System unterdrückt worden seien.

Nach Reinelts Angaben wollte Meisner 1989 nicht nach Köln wechseln; er habe Papst Johannes Paul II. „dringend gebeten, davon abzusehen”. Wörtlich fügte der Altbischof hinzu: „Aber er hat gehorcht.”

Der Tod des früheren Kölner Erzbischofs markiert nach Worten von Münsters Bischof Felix Genn „das Ende einer kirchengeschichtlichen Ära”. Über viele Jahre habe der Kardinal „gegen viele Widerstände ein glaubhaftes Zeugnis des christlichen Glaubens gegeben”, sagte Genn. Sein bischöflicher Wahlspruch „Unsere Hoffnung steht fest” stehe über seinem Leben und Wirken wie ein Leitspruch.

Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck charakterisierte den gestorbenen Kardinal als „kantigen Priester und Bischof”, der stets tief von einer innigen Frömmigkeit geprägt gewesen sei. Die intensive Diaspora-Erfahrung in Ostdeutschland und die offene Kirchenfeindschaft in der DDR hätten Meisners persönlichen Glauben und sein politisches Handeln als Erzbischof tief beeinflusst, sagte Overbeck. Als katholischer Militärbischof erinnerte er zudem an Meisners „große Sympathie und Unterstützung für die Militärseelsorge”.

Mit tiefer Trauer reagierte der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle. „Ich verliere mit ihm einen Ratgeber und einen Freund, dem ich in Dankbarkeit und Respekt verbunden bleibe”, sagte er. Er werde ihn sehr vermissen. Trelle war von Meisner zum Bischof geweiht worden.

Als einen „leidenschaftlichen und durchaus streitbaren Zeugen Jesu Christi” lobte der Trierer Bischof Stephan Ackermann den Verstorbenen. Er habe Meisner schon zu Studienzeiten in Rom kennengelernt, erinnerte sich Ackermann: ”Damals war er Erzbischof von Berlin und hat beeindruckend berichtet vom schwierigen Dienst eines Bischofs in der geteilten Stadt.”

Der Limburger Bischof Georg Bätzing hob hervor, mit seinen markanten Äußerungen habe Meisner vielen Gläubigen Orientierung gegeben. Bei aller Kontroverse gebühre seiner stets vom Gewissen geleiteten Haltung „unser großer Respekt”.

In Bamberg nannte Erzbischof Ludwig Schick den Kardinal einen glaubensstarken Gottesmann und furchtlosen Glaubenszeugen. Unerschrocken habe Meisner das Evangelium in die Welt getragen. Dabei hätten ihm Europa und die Aussöhnung zwischen Deutschland und Polen besonders am Herzen gelegen. Aber auch mit den Kirchen aller anderen mittel- und osteuropäischen Ländern habe er regen Kontakt gehalten, betonte Schick.

Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt hielt im Online-Kondolenzbuch des Erzbistum Köln fest: „Unser kleines Bistum hat dem verstorbenen Kardinal viel zu verdanken. Er wusste sich zeitlebens als Schlesier besonders mit unserer Region verbunden.”

Als einen „zugewandten Mitbruder” und „Glaubenszeugen” würdigte der evangelische rheinische Präses Manfred Rekowski Kardinal Meisner. Die Evangelische Kirche im Rheinland verliere mit dem Alterzbischof „einen zuverlässigen Gesprächspartner und Wegbegleiter, der uns in seiner persönlichen Glaubensstärke beeindruckt hat”.

Kardinal Joachim Meisner wird am 15. Juli im Kölner Dom beigesetzt. Der Leichnam wird am Samstag kommender Woche um 9.15 Uhr in einer Prozession von der Kirche Sankt Gereon in den Dom überführt, wo um 10 die Totenmesse beginnt, wie das Erzbistum Köln am Mittwochabend mitteilte. Den Gottesdienst leitet der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Anschließend wird der Alterzbischof in der Bischofsgruft der Kathedrale bestattet.

Der am Morgen gestorbene Kardinal wird den Angaben zufolge von diesem Freitag bis Montag (10. Juli) in Sankt Gereon aufgebahrt. Am Freitag wird Woelki um 18 Uhr dort eine Vesper feiern. Am 14. Juli ist die Kirche Sankt Gereon ab 8 Uhr geöffnet, damit die Gläubigen dort am verschlossenen Sarg beten können. Um 18 Uhr wird dort erneut eine Totenvesper abgehalten.

kna