Caritasverbände verzichten auf Fusion

Peter Spannenkrebs, Rainer Knubben und Andreas Trynogga präsentierten im April 2016 die Pläne der drei Caritasortsverbände. (Archivfoto: Spernol)

Seit dem Frühjahr 2016 haben die Ortsverbände Bottrop, Gelsenkirchen und Gladbeck die Möglichkeit einer Fusion geprüft. Doch dazu wird es nun nicht kommen. Die Gründe hierfür seien „vielfältig und komplex“, erklärten Vertreter der drei Verbände am Montag. Die Entscheidung einen Schlussstrich unter den Prozess zu ziehen, ist in der vorigen Woche gefallen. „Die Leitidee des Prozesses war eine Vollfusion aller drei Verbände. Hier stellte sich heraus, dass diese insbesondere aus steuerrechtlichen Gründen nicht vollzogen werden kann“, erläuterte Rainer Knubben, Vorstand des Gladbecker Caritasverband Knubben. Allein bei der Grunderwerbssteuer, die durch eine Fusion angefallen wäre, steht eine Summe von rund 5,5 Million Euro im Raum, ein Geldbetrag, der dann  für die Arbeit gefehlt hätte.

Im Anschluss an dieses Ergebnis seien gemeinsam mit einer auf solche Prozesse spezialisierten Kanzlei Alternativmodelle entwickelt worden. Doch  bei jedem dieser Modelle seien „vielfältige neue Fragestellungen, deren Antworten entsprechend der aktuellen Rechtslage offen sind und damit nicht abgesehen werden können“, wie Peter Spannenkrebs, Caritasdirektor des Verbandes in Gelsenkirchen ergänzte. „Diese umfassen für uns existenzielle Themenbereiche wie zum Beispiel die Anerkennung der Gemeinnützigkeit oder Rücklagen für die Kirchliche Zusatzversorgungskasse sowie arbeitsrechtliche Fragestellungen“, ergänzt Dr. Andreas Trynogga, Caritasdirektor des Bottroper Verbandes. Damit bestünden insgesamt „zu viele Unwägbarkeiten, um diesen Weg weiter verfolgen zu können“, so Knubben.

 „Von Beginn an ergebnisoffen“

Propst André Müller, Caritasdirektor in Gladbeck, betonte, dass der Prozess „von Beginn an ergebnisoffen“, gewesen sei. Im Laufe der Zeit habe sich eine gute, kollegiale Zusammenarbeit „auf der Ebene der Vorstände und Direktoren, aber auch auf der zweiten Leitungsebene“ ergeben. „Diesen fachlichen Austausch werden wir beibehalten, um mögliche Synergieeffekte rechtzeitig zu erkennen und zu nutzen“, sagte Müller. Dass das engere Zusammengehen aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen nicht geklappt hat, stimme ihn durchaus „traurig. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hätten diesen Prozess „offen und vertrauensvoll begleitet“. Die Vertreter der drei Ortsverbandes sagte, sie hätten in einem gemeinsamen Verband unter anderem größere Chancen der Personalentwicklung und eine langfristige Arbeitsplatzsicherung gesehen. Insgesamt beschäftigen die drei Verbände rund 2000 Mitarbeiter, dazu kommen noch einmal rund 750 ehrenamtliche Kräfte.

„Diese Vorteile sehen wir nach wie vor“, sagte Spannenkrebs. Allerdings gebe es auch keine wirtschaftliche Not, jeder Ortsverband stehe für sich auf soliden Füßen. „Wir werden nun jeweils vor Ort unser Augenmerk auf die Herausforderungen legen, die vor uns liegen, um uns weiterhin auf dem Markt gut zu positionieren“, sagte Rainer Knubben. Beispiele einer guten ortsübergreifenden Zusammenarbeit gebe es bereits im Bereich der IT oder in der sozialmedizinischen Nachsorge für Familien, deren Lebenssituation sich durch Frühgeburt, Behinderung oder Unfall eines Kindes radikal verändert hat.  An Schnittstellen wollen die drei Ortscartiasverbände sich immer wieder gemeinsam als Wohlfahrtsverbände einsetzen, „um für die Belange der Menschen in Notlagen das Beste erreichen zu können“, so Trynogga.

Die Ergebnisse des fast zweijährigen Gesprächs- und Beratungsprozesse wollen die drei Ortsverbände noch dokumentieren. Sie dürften nicht zuletzt auch für die weiteren Caritasverbände von Interesse sein. „Wir haben sehr viel Arbeit investiert, um alles einmal durchzubustabieren, damit man weiß wovon man spricht“, sagte Trynogga, der auch Sprecher der Ortscaritasverbände im Bistum Essen ist. Allerdings betont er auch: Es gebe nicht die eine Blaupause. „Es müssen sehr genau die jeweiligen Gegebenheiten vor Ort betrachtet werden. Aber wenn sie vergleichbar sind, kann man unsere Ergebnisse natürlich übertragen.“

spe