Open Doors sieht Zunahme der Christenverfolgung

Eritreische Christen beten an einem geheimen Ort für ihr Land. (Foto: Open Doors)

Eine wachsende Radikalisierung von Muslimen und eine Zunahme islamistischer Bewegungen in Asien und Afrika führt nach Darstellung der Hilfsorganisation Open Doors zu wachsendem Verfolgungsdruck auf Christen weltweit. Auch der Aufstieg nationalistischer Bewegungen in hinduistisch oder buddhistisch geprägten Staaten Asiens gefährde Christen immer stärker, heißt es in dem am Mittwoch in Kelkheim veröffentlichten Weltverfolgungsindex 2018. Danach sind in den vom Index erfassten 50 Ländern mehr als 200 Millionen Christen einem hohen Maß an Verfolgung ausgesetzt. Erneut führt Nordkorea die Rangliste an. Afghanistan rückte von Rang drei auf zwei vor. Es folgen Somalia, der Sudan und Pakistan. Einen Sprung von Platz zehn auf sechs machte Eritrea. Auch Libyen verschlechterte sich deutlich; das Land rückte von Platz elf auf sieben vor. Der Irak, der Jemen und der Iran liegen auf den Rängen acht bis zehn. Syrien hat sich auf Rang 15 verbessert. Hauptgrund dürfte die Befreiung ehemals von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) besetzter Gebiete sein.

Laut Open Doors treiben Islamisten die Radikalisierung großer Bevölkerungsteile im Mittleren Osten und Afrika, aber auch in asiatischen Ländern wie Indonesien, Bangladesch und den Philippinen gezielt voran. Befeuert werde dies durch den Bruderkampf zwischen Sunniten und Schiiten mit ihren Schutzmächten Saudi-Arabien (Rang 12) und Iran. Ideologisch geprägter Nationalismus auf Basis des Kommunismus enge das Leben der Christen in Vietnam (18) und Laos (20) ein, verstärkt auch wieder in China (43). Auch nationalistische Tendenzen im Hinduismus und Buddhismus seien für eine Zunahme der Verfolgung verantwortlich. Nepal kehrt auf den Weltverfolgungsindex zurück – direkt auf Rang 25 – und weist damit den stärksten Negativtrend auf.

Die Rangliste wird von Experten kritisch gesehen, weil eine Definition von Verfolgung schwierig ist. Sie reicht von direkter Gewalt über diskriminierende Gesetze bis hin zu gesellschaftlicher Ausgrenzung. Open Doors verteidigt sein Vorgehen: Bei der Definition lehne sich das Hilfswerk an die UN an, betont der Vorstandsvorsitzende Markus Rode. Er forderte die „Länder des christlichen Westens“ auf, verfolgte Christen zu schützen und sie nicht in ihre Herkunftsländer zurückzuschicken, wo ihnen möglicherweise wegen des Abfalls vom Islam der Tod drohe. Der Fraktionsvorsitzende der Union im Bundestag, Volker Kauder (CDU), forderte einen Sonderbeauftragten der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit. Mit Blick auf christliche Flüchtlinge sagte er, in Abschiebeverfahren müsse „selbstverständlich“ geprüft werden, ob Verfolgung drohe. „Dabei muss aber auch untersucht werden, ob ein Religionsübertritt unter Umständen nur zum Schein erfolgt ist.“ Der CDU-Politiker Heribert Hirte erklärte, das Leid von Christen und anderen religiösen Minderheiten verdiene mehr Aufmerksamkeit. Hirte ist Vorsitzender des Stephanuskreises im Bundestag. Er kündigte an, das Gesprächsforum um Abgeordnete des Europäischen Parlaments erweitern zu wollen.

kna

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