Das katholische Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat kritisiert die Aufhebung des Schutzstatus von 200.000 in den USA lebenden Salvadorianern. „Die Entscheidung der US-Regierung unter Donald Trump wirkt unmenschlich“, sagte Geschäftsführer Stephan Jentgens am Freitag in Essen. Es gebe nur Verlierer: die in den USA lebenden Salvadorianer, ihre in den USA geborenen Kinder, ihre Angehörigen in El Salvador – „und sogar die US-Wirtschaft“.
Die Aufhebung des Bleiberechts komme „einer Abschaffung der Menschlichkeit gleich. Es gibt nur Verlierer: die in den USA lebenden Salvadorianer, ihre in den USA geborenen Kinder, ihre Angehörigen in El Salvador, die von der finanziellen Unterstützung aus dem Ausland leben – und sogar die US-Wirtschaft.“ Die Trump-Regierung hatte angekündigt, den Schutzstatus der Salvadorianer aufzuheben, der ihnen 2001 nach einer Serie von Erdbeben in El Salvador gewährt worden war. Die Regelung soll im September 2019 auslaufen.
Nach fast 20 Jahren in den USA sei das Land für die Salvadorianer zum Zuhause geworden. „Sie müssen nun entscheiden, ob sie sich von ihren Kindern trennen, damit diese in Frieden und wirtschaftlicher Sicherheit in den USA aufwachsen können, oder ob sie mit ihnen in das gefährlichste Land der Welt außerhalb von Kriegsgebieten zurückkehren, das den Kindern völlig fremd ist, und in dem sie keine Zukunftsperspektiven haben.“
Besonders grotesk sei, dass die Fluchtursachen vieler Salvadorianer von den wirtschaftlichen Interessen anderer Länder mitgefördert worden sind, so der Adveniat-Geschäftsführer Jentgens. El Salvador leidet zudem unter den Folgen des Bürgerkriegs, der über Jahre durch das US-Militär und Waffenlieferungen angefeuert worden war. Das System der Mara-Jugendbanden ist in den USA einst durch nicht integrierte Bürgerkriegsflüchtlinge entstanden. Zuletzt sind vor den bewaffneten Auseinandersetzungen der verfeindeten Banden wieder vermehrt Salvadorianer in den Norden des Kontinents geflohen.
Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat bietet mit seinen Partnern vor Ort Jugendlichen Zukunftsperspektiven. Denn für viele ist der Eintritt in eine der Banden die einzige Möglichkeit zu überleben und nicht zu hungern. Das Jugend-Projekt „Promuevo Sonrisas para el futuro“ (Lächeln fördern für eine Zukunft) ermöglicht zum Beispiel insgesamt 300 Jugendlichen im Bistum Santa Ana eine Schul- und Berufsausbildung. Alle stammen aus einem „gefährdeten Umfeld“. Sie haben Gewalt zuhause kennengelernt, dealten mit Drogen, haben Mara-Mitglieder in der Familie oder waren selbst aktiv.
Die Salvadorianer bilden die größte Migrantengruppe im Verhältnis zur Landesbevölkerung. El Salvador hat 6 Millionen Einwohner, plus zwei Millionen, die im Ausland, größtenteils in den USA, leben. Sie sind eine sehr gut integrierte Migrantengruppe, die fest in der US-amerikanischen Gesellschaft verankert ist und zum Funktionieren der Gesellschaft beiträgt. Der Schutzstatus räumte den Salvadorianern ein befristetes Bleiberecht ein, das in den Folgejahren mehrere Male verlängert worden war. Das Heimatschutzministerium kam nach eigenen Angaben aber jetzt zu dem Schluss, dass sich die Bedingungen in El Salvador mittlerweile verbessert hätten. Ein andauernder Schutzstatus sei daher nicht mehr gerechtfertigt. Die Salvadorianer müssen nun bis September 2019 die USA verlassen oder einen neuen Weg suchen, um legal bleiben zu können.