Oberhausen. Begegnung, Spiritualität, Katechese, Jugend und Musik lauten die pastoralen Schwerpunkte von St. Pankratius in Oberhausen. Hierfür sollen in den kommenden Jahren an verschiedenen Standorten besondere Zentren eingerichtet werden: „M-Häuser“, abgeleitet vom biblischen Ort „Emmaus“. So hat es die 16000 Mitglieder zählende Pfarrei mit den drei Gemeinden St. Franziskus, St. Marien und St. Pankratius in ihrem Votum beschlossen. Es ist jetzt einstimmig verabschiedet worden.
Wie überall im Ruhrbistum bringt der Pfarreientwicklungsprozess (PEP) massive Kosteneinsparungen mit sich. Auch in Osterfeld stehen die Menschen vor großen Veränderungen. Propst Christoph Wichmann hat öffentlich eingeladen, sich dem kirchlichen Wandel zu stellen. Die eigentliche Arbeit, da ist sich Wichmann sicher, beginnt erst jetzt. In wenigen Tagen wird das Papier dem Bistum überreicht. Schon jetzt steht es im Internet. „Wir müssen unsere Kirchorte neu denken, Partner und Investoren suchen. Es wird in den nächsten Jahren darauf ankommen, unsere Quartiere klug zu planen, da wird jeder kreative Kopf benötigt“, sagt er. Für viele Gläubige die beste Nachricht. „Wir planen, keine Kirche abzureißen!“ Bei Umbauten oder neuen Nutzungen will man zumindest die Türme als Landmarken stehen lassen.
Die Propstei St. Pankratius zählt derzeit in ihren drei Gemeinden sechs Kirchen und fünf Gemeindeheime. Im Süden beginnend sind dies St. Judas Thaddäus, St. Pankratius, St. Josef, St. Marien, St. Antonius sowie St. Jakobus als Schul- und Sozialkirche. Sie wird bereits seit rund zehn Jahren von einem Förderverein unterhalten (wir berichteten). Drei Friedhöfe, drei Kitas, fünf Senioreneinrichtungen, ein Hospiz sowie ein Krankenhaus mit Kapelle haben bisher das kirchliche Angebot ergänzt. Nicht mehr alles davon wird man sich weiter leisten können. Auf 62 Seiten, die im Internet zum Download bereitstehen (http://pep-osterfeld.de/), finden Interessierte Konkretes zu den Immobilien in den Gemeinden. Zur Einstufung wurden die vom Bistum vorgegebenen Kategorien A, B, C1, C2 und X verwendet. Gleich aufgegeben (Status X) wird nichts. 2020 fallen die Gemeindeheime in St. Marien (Leutweinstraße) und St. Judas Thaddäus (Einbleckstraße) weg.
Nachhaltige Investition
Nachhaltig investieren, um sie auf Dauer zu erhalten, will man einzig in die Pfarrkirche an der Bottroper Straße. St. Pankratius ist die älteste Kirche der Pfarrei. Auch das Gemeindeheim wurde auf „A“ gesetzt, erhält volle Unterstützung in Finanzen und Pastoral. Hier sind bauliche Investitionen möglich, auch über den bloßen Erhaltungsbedarf. Der Standort soll besonders geprägt und gestärkt werden, heißt es im jetzt veröffentlichten Votum. Alle anderen Gotteshäuser, mit Ausnahme von St. Jakobus, haben vorerst B-Status. Das ändert sich bereits 2020: Dann gehören St. Marien, St. Judas Thaddäus und St. Josef zur Gruppe der C1-Gebäude.
Im Norden will man St. Antonius Klosterhardt zunächst weiter aus dem Pfarreihaushalt investieren. Eine Nutzung des Antoniusheims durch andere Gruppen könnte neue Einnahmen schaffen. Als „M-Haus Musik“ soll es einen Schwerpunkt bekommen. Für die Kirche werden aber keine Rücklagen gebildet. Mit dem Kita-Zweckverband sollen die Kitas St. Antonius sowie das Familienzentrum Fantasiewerkstatt in Osterfeld-Mitte weitergeführt werden. In St. Josef will man das Gemeindeheim an der Hermann-stadtstraße in ein M-Haus der Jugend verwandeln. Die Kirche St. Josef könne man sich in der bisherigen Form nicht mehr leisten, so das Votum weiter. Hier haben die Architekten des Bistums neben St. Pankratius die größten Investitions- und Sanierungskosten vorhergesagt. Sie sollen bis 2020 im mittleren sechsstelligen Euro-Bereich liegen, wenn man Fassade und Innenraum instand setze. Dennoch ist derzeit geplant, die Kirche vorerst weiter für Gottesdienste zu nutzen.
Im Süden ist ein „Entwicklungsquartier“ geplant. Seit über einem Jahr ist das Gemeindeheim in St. Judas Thaddäus wegen des Schimmelbefalls im Keller nur teilweise nutzbar. Investoren und Partner haben den Auftrag, das Areal um die Kirche neu zu denken. „Ziel ist es, zumindest die Kirche als Gebäude zu erhalten und hier einen Teilbereich auch zukünftig liturgisch nutzbar zu halten“, heißt es im Votum. Erwünscht ist ein Ort für Begegnungen. Hier sehe man sich als Kirche – gerade für den Bereich Oberhausen-Borbeck – in einer besonderen Verantwortung.
Wichmann gibt sich optimistisch: „Wir haben ein tolles Angebot! Sicher ist aber auch, dass viele Gläubige ein Stück Heimat und einen Teil Ihrer Biografie verlieren werden, da gilt es gut zu begleiten und die Trauer ernst zu nehmen.“ Zufrieden ist man in der Pfarrei über den guten, einvernehmlichen Ablauf der Gespräche und Verhandlungen. Von Anfang an wichtig war den Verantwortlichen eine hohe Transparenz. Protokolle der Sitzungen und auch Zahlen aus Gutachten zu Baukosten waren Interessierten zugänglich. „Die offene Kommunikation hat sich bewährt!“, erklärt Wichmann. Auch in der nun beginnenden Phase des Handelns will man die Gläubigen mit ins Boot nehmen. Das Votum gibt die Richtung vor. „Es gibt aber viele Möglichkeiten für Kreativität!“ Der Blog der Pfarrei zum PEP ist vom Bistum Essen bereits mit dem Innovationspreis für herausragende Projekte der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ausgezeichnet worden.