278 Millionen Fehlbetrag: Erzbistum Hamburg in roten Zahlen

(Symbolfoto_ pixabay)

Das Erzbistum Hamburg ist tief in die roten Zahlen gerutscht. Es beendete das Finanzjahr 2016 mit einem Fehlbetrag in Höhe von 278,8 Millionen Euro. Das geht aus dem am Freitag in Hamburg vorgelegten Finanzbericht der Erzdiözese hervor. Der „erhebliche Fehlbetrag“ sei vor allem auf die notwendigen Rückstellungen für die bilanzielle Überschuldung des Katholischen Schulverbands Hamburg zurückzuführen – sie beliefen sich auf 269 Millionen Euro. Der Schulverband mit 21 Schulen wurde zum 1. Januar 2017 in das Erzbistum eingegliedert. Bis dahin bestand er als eigene Körperschaft. Im Abschluss 2016 ist er erstmalig enthalten. Dennoch sei die Zahlungsfähigkeit und damit der Fortbestand des Erzbistums Hamburg gesichert, weil die Pensions- und Beihilfeverpflichtungen erst langfristig fällig seien, heißt es in dem Bericht. Die positive Liquidität belaufe sich auf rund 64,5 Millionen Euro. Die Bilanzsumme unter Berücksichtigung des negativen Eigenkapitals betrage rund 390,7 Millionen Euro.

2016 nahm das Erzbistum Hamburg nach eigenen Angaben rund 103,3 Millionen Euro aus Kirchensteuermitteln ein, etwa 1 Million Euro mehr als im Jahr zuvor. Die Summe entspricht rund 97 Prozent der Gesamteinnahmen. Größter Ausgabenposten waren wie in den Vorjahren die Zuwendungen an die Kirchengemeinden in Höhe von 52 Millionen Euro. Das waren 12 Millionen Euro mehr als 2015. Grund seien weitere Einstellungen in Pensionsfonds für das Seelsorgepersonal. Für die spezialisierte Seelsorge in Schulen, Krankenhäusern, Altenheimen, Hochschulen und Gefängnissen wurden 7,9 Millionen Euro ausgegeben.

Zweitgrößter Ausgabenbereich war laut Finanzbericht die Bildung. Allerdings erhielten die Schulen der Erzdiözese mit 21,6 Millionen Euro 2016 rund 17 Millionen Euro weniger als noch im Jahr davor. Grund sei der angeordnete Investitionsstopp in diesem Bereich. Aufgrund der schon angespannten Finanzlage wurden Pläne für Neubauten fallengelassen und Renovierungen zurückgestellt. Die Bildungshäuser erhielten 7,3 Millionen Euro (2015: 6,5). An die Caritas flossen 2016 etwa 9,8 Millionen Euro und damit rund 3 Millionen Euro mehr als 2015, wie es hieß. Zur Ablösung von Darlehen und zur langfristigen Absicherung der Verbände seien außerordentliche Zuweisungen nötig geworden. Die Beratungsstellen für Menschen in Notlagen erhielten 3 Millionen Euro, die Kindergärten 1,9 Millionen Euro.

Aufgrund der Finanzkrise des Erzbistums Hamburg sorgen sich auch Eltern in Mecklenburg und Schleswig-Holstein um den Fortbestand der katholischen Schulen dort. Mit einer Unterschriftenaktion appellieren sie an den Hamburger Erzbischof Stefan Heße, sich für den Erhalt der vier katholischen Schulen in Trägerschaft der Bernostiftung einzusetzen, teilte der Schulverein der Niels-Stensen-Schule in Schwerin am Freitag mit. Im Januar hatte das Erzbistum Hamburg angekündigt, acht katholische Schulen in der Hansestadt aus finanziellen Gründen zu schließen. Die Bernostiftung ist Träger der vier katholischen Schulen im schleswig-holsteinischen Lübeck sowie in Ludwigslust, Rostock und Schwerin im Landesteil Mecklenburg. Die formal selbstständige Stiftung wird vom Erzbistum beaufsichtigt und bislang finanziell bezuschusst.

Eltern und Lehrer hätten „mit großer Sorge und auch mit Empörung“ auf die Mitteilung reagiert, dass die für Januar fällige Zahlung von 500.000 Euro an die Bernostiftung vom Erzbistum Hamburg storniert worden sei, so der Niels-Stensen-Schulverein. Damit sei zu befürchten, „dass die im Land als Schulträger hoch anerkannte Bernostiftung ins finanzielle Aus gebracht werden soll“. Zwar sei den Betroffenen die schwierige Finanzlage des Erzbistums Hamburg aus den Medien bekannt, hieß es weiter. „Um so unverständlicher“ sei es daher, dass von der Stadt Ludwigslust angebotene EU-Fördermittel in Höhe von 4,3 Millionen für einen Neubau der Edith-Stein-Schule vom Erzbistum ausgeschlagen worden seien. „Abwegig“ erscheine die Forderung des Erzbistums Hamburg an die Bernostiftung, die Schulstandorte Ludwigslust und Lübeck „sofort aufzugeben“ und die Schulen in Rostock und Schwerin direkt der Erzdiözese zu unterstellen. Der Vorstand des Schulvereins und Vertreter des Kirchenvorstands der Schweriner Stiftergemeinde Sankt Anna initiierten nach eigenen Angaben die Unterschriftenaktion, um eine breite Öffentlichkeit herzustellen. Die Listen sollen im März an Erzbischof Heße übergeben werden.

kna