Franz Jung, ernannter Bischof von Würzburg, hält es für „vorstellbar“, dass es künftig auch verheiratete römisch-katholische Priester gibt. Papst Franziskus habe diese Diskussion selbst auf weltkirchlicher Ebene angestoßen, sagte der Speyrer Generalvikar am Montag in einem Telefoninterview mit dem Bayerischen Rundfunk in Würzburg. In der Geschichte der Kirche habe es „viele verschiedene Leitungsmodelle“ gegeben, manchmal seien sie „theologisch reflektiert“ eingeführt worden, manchmal „aus praktischen Erfordernissen heraus“ von unten geboren.
Gefragt, ob er eher dem liberalen oder dem konservativen Lager zuzuordnen sei, antwortete Jung, er wolle „ideologische Grabenkämpfe vermeiden“. Er möge das nicht, „wenn Menschen immer gleich ein Etikett auf die Stirn geklebt bekommen und in eine Schublade gesteckt werden“. Er sei zunächst ein „Mann der Kirche“ und versuche, „ein spiritueller Mensch zu sein und mit den Menschen gemeinsam die anstehenden Fragen zu klären“. Dabei sei eines zentral: „Kommunikation, Kommunikation, Kommunikation.“
Als Generalvikar von Speyer war Jung wesentlich an einem Prozess beteiligt, in dem aus 350 Pfarreien 70 wurden. Zum Erfolg der Umstrukturierung habe vor allem eine breite Beteiligung beigetragen, sagte er. „Oftmals wissen die Praktiker draußen viel besser, ob etwas umzusetzen ist“, fügte er hinzu. In Würzburg steht ihm eine ähnliche Herausforderung noch bevor.
Jung war am Freitag von Papst Franziskus zum Nachfolger des Würzburger Bischofs Friedhelm Hofmann (75) ernannt worden. Wann er selbst zum Bischof geweiht wird und sein neues Amt antritt, steht noch nicht fest. Vermutlich werde dafür aber ein Termin noch „vor den Sommerferien“ gefunden, sagte der 51-Jährige.