Theologe: Verwaltungsleiter können Pfarrer deutlich entlasten

(Foto: privat)

Nach Ansicht des Essener Theologen und Wirtschaftsexperten Thomas Suermann de Nocker können weltliche Verwaltungsexperten die Arbeit katholischer Pfarrer erheblich erleichtern. „In den Bistümern, die ich begleitet habe, sind fast alle Pfarrer mit ihren neuen Verwaltungsleitern sehr zufrieden und sagen quasi durch die Bank: ‚Ja, ich fühle mich deutlich entlastet‘“, sagte er am Mittwoch im Interview des Internetportals katholisch.de.

Der Theologe und Professor für Betriebswirtschaftslehre (BWL) forscht zu neuen Formen kirchlichen Managements und berät kirchliche Institutionen in Verwaltungsfragen. Angesichts immer größerer Pfarreien und Seelsorgebereiche gibt es in fast allen Bistümern Modellversuche, um die immer geringere Zahl von Priestern von Verwaltungs- und Managementaufgaben zu entlasten. Eine Befragung im Erzbistum Köln habe 2014 ergeben, dass leitende Pfarrer im Schnitt 25 Wochenstunden für Verwaltungsaufgaben aufwendeten, berichtete Suermann de Nocker: „Das ist wahnsinnig viel. In anderen Diözesen wird es nicht viel anders aussehen.“

Beim Einsatz der Verwaltungsleiter gebe es vor allem drei große Arbeitsfelder: Neben der Finanzverwaltung und der Koordination von Baumaßnahmen gehöre oft die personelle und wirtschaftliche Verantwortung für den Kita-Bereich dazu. „Entlastung bedeutet immer auch Entmachtung“, ergänzte Suermann de Nocker. Doch habe der Pfarrer laut Kirchenrecht immer die Letztverantwortung.

Wichtig sei daher ein gutes Vertrauensverhältnis – und das auch zu den Ehrenamtlichen, die etwa in Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat an vielen Entscheidungen beteiligt sind. Man müsse „aufpassen, ehrenamtliches Engagement nicht im unguten Wege durch hauptamtliche Arbeit zu ersetzen. Das ist auch pastoral nicht zu rechtfertigen, weil man damit den Selbstverantwortungsanspruch einer Pfarrei aushöhlt.“

Eine theologische Ausbildung sei nicht nötig für Verwaltungsleiter, betonte der Experte, wohl aber „ein gewisses Gespür für die Kirche“. Es gebe „keine katholische Buchhaltung, es gibt nur eine richtige oder eine falsche Buchhaltung“. Nach den jüngsten Finanzskandalen seien „die Zeiten hoffentlich vorbei, dass man Mitarbeiter im Finanzbereich nach der Frömmigkeit auswählt. Man will ja auch nicht von einem frommen katholischen Chefarzt operiert werden, der von Medizin keine Ahnung hat.“

kna

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