Als ein „für die Ökumene sehr unschönes Zeichen“ hat der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, den Brief von sieben Bischöfen an den Vatikan bezeichnet. Das Thema Kommunionempfang für evangelische Christen werde seit Jahrzehnten intensiv diskutiert, sagte Sternberg am Donnerstag domradio.de. „Es ist ein Thema, zu dem die Bischofskonferenz einen extrem behutsamen Beschluss gefasst hatte, mit großer Mehrheit.“ Er habe gehofft, dass ein positiver Beschluss bereits im 2017 ökumenisch begangenen Gedenkjahr zu 500 Jahren Reformation gefasst worden wäre, sagte der ZdK-Präsident. Dass der jetzt gefasste Beschluss erneut zur Debatte gestellt werde, sei bedauerlich. „Ich denke, das sind wir den evangelischen Glaubensgeschwistern geradezu schuldig, dass wir in dieser Frage weiterkommen.“
Nach Sternbergs Worten haben viele Gemeinden die Frage des Kommunionempfangs in der Praxis längst gelöst. „Da, wo der evangelische Partner, die evangelische Partnerin das anerkennt und anerkennen kann, was in der Eucharistiefeier und bei der Überreichung des Leibes Christi gesagt wird, da ist auch die Zulassung und das Zutreten zur Eucharistie längst gängige Praxis.“ Jetzt könnte diese Praxis wieder gefährdet werden. Sternberg sagte, letztlich gehe es bei dem Streit um die Frage der Eigenständigkeit der Bischofskonferenz nach dem Kirchenrecht. Er fühle sich stark an die Auseinandersetzung um die katholische Schwangerschaftskonfliktberatung erinnert. 1999 habe sich der damalige Kölner Kardinal Joachim Meisner wegen eines Beschlusses der Bischofskonferenz an Rom gewandt und damit einen jahrzehntelangen Streit in der Kirche in Deutschland produziert.
Der evangelische Regionalbischof von Regensburg, Hans-Martin Weiß, mahnte unterdessen zur Besonnenheit. Ziel müsse es sein, „Druck aus dem Kessel zu nehmen, von welcher Seite auch immer“, sagte er dem Bayerischen Rundfunk. Es bringe jetzt nichts, Zeter und Mordio zu schreien und den guten Grundton nach dem Lutherjahr zu gefährden. Es gebe keine Alternative zur Ökumene. Am Mittwoch war bekanntgeworden, dass es ein Zerwürfnis über die Frage der bisher nicht zulässigen Kommunion für evangelische Christen gibt. Sieben Bischöfe, an ihrer Spitze der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, hatten sich in einem Brief an Rom gewandt. Dort wollen sie klären lassen, ob ein von der Bischofskonferenz mit Zwei-Drittel-Mehrheit verabschiedeter Beschluss rechtmäßig ist, konfessionsverschiedene Ehepartner in Einzelfällen zur Kommunion zuzulassen.
Der Konferenz-Vorsitzende, Kardinal Reinhard Marx, wies die Kritik der sieben Bischöfe zurück. Er äußerte sich verwundert darüber, dass die Kritiker „trotz der ausführlichen und auch kontroversen Aussprache in der Vollversammlung und des mit weit überwiegender Mehrheit der Mitglieder der Bischofskonferenz gefassten Beschlusses“ weiterhin so große Zweifel hätten.