Theologe Seewald kritisiert Bischofsstreit um Kommunionempfang

Der Münsteraner Theologe Michael Seewald hat im Streit der katholischen Bischöfe um den Kommunionempfang für evangelische Ehepartner die Mehrheitsposition verteidigt. Die geplante Handreichung, wonach konfessionsverschiedene Ehepartner in Einzelfällen zur Kommunion zugelassen werden könnten, sei kein „theologischer Blindflug, sondern ein wohldurchdachtes Dokument“, schreibt Seewald in einem Gastbeitrag für die in Freiburg erscheinende Zeitschrift „Christ in der Gegenwart“.

(Foto: Pixabay)

Entscheidend sei dabei, „dass die Handreichung keine neue Lehre erfindet, sondern dogmatische Spielräume nutzt“, ergänzte der 30-jährige Priester und jüngste deutsche Professor für Dogmatik. Anders als von einer Minderheit der Bischöfe befürchtet, versuche das Papier keineswegs, „der Kirche eine neue Sakramentenlehre oder eine andere Ekklesiologie unterzuschieben“.

Seewald verweist auf Parallelen zum katholischen Verständnis des Ehesakraments: Auch Paare mit einem evangelischen und katholischen Partner könnten sich dieses gegenseitig spenden. „Warum sollte diese sakramental qualifizierte Teilhabe an der Sendung der Kirche dann plötzlich dort ihre Grenzen finden, wo es um den Empfang der Eucharistie geht?“, fragt der Theologe.

Unabhängig davon, ob und wie sich Rom positionieren wird, sieht Seewald die Deutsche Bischofskonferenz insgesamt als Verlierer der Auseinandersetzungen. Den Bischöfen sei es nicht gelungen, sich untereinander „ohne Appell an die Zentralautorität“ auf eine Lösung zu verständigen. Dazu aber brauche es eine „Kultur des wechselseitigen Vertrauens“ und der „intellektuellen Offenheit“, so der Theologe.

Die sieben Erzbischöfe und Bischöfe von Köln, Bamberg, Görlitz, Passau, Augsburg, Regensburg und Eichstätt hatten sich gegen das von der Bischofskonferenz mit Zwei-Drittel-Mehrheit verabschiedete und bisher noch nicht veröffentlichte Papier zum Kommunionempfang gewandt. In einem Brief baten sie den Vatikan um Klärung, ob dieser Beschluss rechtmäßig ist und ob eine nationale Bischofskonferenz über diese Frage alleine entscheiden kann.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, war erst im Nachhinein über den Brief informiert worden und wies die Kritik zurück. Er äußerte sich in einem Schreiben an die Unterzeichner, das auch an alle anderen deutschen Bischöfe ging, verwundert darüber, dass die Kritiker „trotz der ausführlichen und auch kontroversen Aussprache in der Vollversammlung und des mit weit überwiegender Mehrheit der Mitglieder der Bischofskonferenz gefassten Beschlusses“ weiterhin so große Zweifel hätten.

kna