„Die Würde der Frauen ist unbedingt zu achten und zu schützen – in der Gesellschaft wie auch in der Kirche.“ Das hat Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck im Anschluss an die Vollversammlung der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika (CAL) in Rom betont. „Die Rolle, die Frauen heute von einigen Männern in unserer Kirche zugeschrieben wird, ist so keinesfalls akzeptabel“, sagte Overbeck an diesem Freitag, 13. April, in Essen. „Ohne Frauen hat die Kirche keine Zukunft.“
Um die Position von (Ordens-)Frauen in Kirche und Gesellschaft zu stärken, hat die CAL eine Weltbischofssynode zum Thema Frauen vorgeschlagen: „Die katholische Kirche, die dem Beispiel Jesu folgt, muss frei sein von jeglichen Vorurteilen, Stereotypen und Diskriminierungen gegenüber Frauen“, heißt es in einer Erklärung der Kommission, die der „Osservatore Romano“ veröffentlichte. Die christlichen Gemeinschaften müssten um Verzeihung für alle Situationen bitten, in denen „sie Komplizen von Anschlägen auf die Würde der Frau waren und sind“.
Aus dem Vatikan kommt die Idee einer Bischofssynode zum Thema Frauen. Den Vorschlag macht die Päpstliche Lateinamerika-Kommission, deren Abschlusserklärung die Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ (Donnerstag) dokumentiert. Bei ihrer jährlichen Vollversammlung Anfang März in Rom hatte sich die Kommission mit der Lage von Frauen in Lateinamerika befasst. Zusätzlich zu den 24 Bischöfen und Kardinälen waren zu dem Treffen 14 südamerikanische Frauen verschiedener Positionen und Aufgaben eingeladen worden. Die epochalen Veränderungen, denen sich die Kirche gegenüber sehe, verlangten neue missionarische Dynamik und einen Bewusstseinswandel, wie er sich bereits bei der Familiensynode und deren nachfolgendem Schreiben „Amoris laetitia“ gezeigt habe, heißt es in der Erklärung. Daher regt die Kommission an, nach der Jugendsynode ebenfalls „eine Bischofssynode der Weltkirche über Frauen im Leben und der Mission der Kirche“ abzuhalten. Konkrete Vorschläge werden nicht genannt.
Der rund vier Seiten lange Text beginnt mit der Feststellung: „Die katholische Kirche, die dem Beispiel Jesu folgt, muss frei sein von jeglichen Vorurteilen, Stereotypen und Diskriminierungen gegenüber Frauen.“ Im weiteren Verlauf geht es vor allem um die Lage von Frauen in Lateinamerika. Besonders benachteiligt, diskriminiert und gefährdet seien arme, indigene und afroamerikanische Frauen. Die für Herbst 2019 geplante regionale Amazonas-Synode wird sich vor allem ökologischen und sozialen Themen widmen. „Die Gleichberechtigung von Frauen in Lateinamerika existiert oft nur auf dem Papier“, sagte auch Adveniat-Bildungsreferentin Stefanie Hoppe in einer Stellungnahme.
Die internationalen Abkommen, wie beispielsweise die UN-Konvention zur Beseitigung jeder Diskriminierung von Frauen, würden nicht ausreichend um- und durchgesetzt. Ursachen dafür seien der weit verbreitete Machismo, wie auch festgefahrene Rollenbilder, die unter anderem durch eine teilweise priesterzentrierte Kirche vermittelt würden. „Weil Mädchen und Frauen schlechtere Bildungschancen haben, leiden sie verstärkt unter Armut. Viele Frauen sind Opfer sexueller Gewalt. Zudem führen die Zunahme von häuslicher Gewalt und die Migration der Familienväter dazu, dass immer mehr Frauen allein für die Kindererziehung und das Familieneinkommen sorgen müssen“, so die Lateinamerika-Expertin weiter. Besonders benachteiligt, diskriminiert und gefährdet seien arme, indigene und afroamerikanische Frauen. Deshalb unterstütze Adveniat verstärkt Bildungsprojekte für Mädchen und Frauen und Projekte zu Bewusstseinsbildung und Gewaltprävention. „Unverzichtbar sind dabei unsere starken Projektpartnerinnen, insbesondere Ordensfrauen, die oft im Kleinen die Welt vieler Frauen grundlegend verändern. Sie ermöglichen Zugang zu Bildung, Arbeit und Wohnraum und vor allem zeigen sie den benachteiligten Frauen, dass sie wertvoll und gleichberechtigt sind.“
Adveniat unterstützt beispielsweise das Frauenrechtsprojekt „Miriam“in der nicaraguanischen Hauptstadt Managua. Projektleiterin Gladys Holmes Perez ermöglicht dort Frauen, die Opfer häuslicher oder sexueller Gewalt wurden, einen Ausweg aus der Gewaltspirale. Die Juristin leistet kostenfreie Rechtsberatung, vermittelt zwischen den Frauen und den Behörden und kümmert sich darum, dass die Frauen ein Kleinunternehmen gründen und so den Sprung in die Selbstständigkeit schaffen können. Im Adveniat-Straßenkinderprojekt „Yolia“ in Mexiko-Stadt haben bereits mehr als 400 Mädchen und junge Frauen eine zweite Chance erhalten: Indira Berroterán und ihr Team ermöglichen ihnen, dass sie die Schule nachholen und erstmals so etwas wie ein Zuhause erleben. Außerdem werden Kinder von Müttern betreut, die als Straßenhändlerinnen mühsam das Überleben ihrer Familien sichern. Mit der mobilen Schule ist Indira Berroterán in den armen Vierteln von Mexiko-Stadt unterwegs, in denen viele Kinder ansonsten kaum eine Möglichkeit auf Schulbildung haben.