Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck hat die Politik in Deutschland zu einem „längeren Atem“ aufgefordert, wenn es um die Integration geht. „Wir haben viele erfolgreiche Projekte in diesem Bereich, die aber auch einmal über eine Legislaturperiode hinaus gefördert werden müssten“, sagte er mit Blick auf zahlreiche kirchliche Hilfsprojekte für Zuwanderer am Mittwochabend in Mülheim bei einer Veranstaltung der Katholischen Akademie „Die Wolfsburg“ zum Thema „Migration als Chance für das Ruhrgebiet“. Vor dem Hintergrund der sozialen und wirtschaftlichen Situation im Ruhrgebiet bedauerte Overbeck das Fehlen eines starken wirtschaftlichen Mittelstandes. Ein solcher könnte mit seinen Unternehmen „die Integrationsmaschine Arbeit“ anwerfen, so der Bischof. „Wir brauchen in unserer Region neue Straßen, neue Wohnungen, neue Arbeitsplätze, und wir brauchen Christen, die durch ihr persönliches Vorbild integrationsfördernd wirken, um die Entstehung und Verfestigung von Parallelgesellschaften zu verhindern.“
RAG-Stiftungsvorstand Bärbel Berghoff-Wodopia forderte Bund und Land auf, die Kommunen mit den finanziellen Lasten der Integration nicht alleine zulassen. „Die Not ist da, und wir sehen sie. Dabei ist Bildung der Schlüssel für Integration. Aber unsere Hilfe kann nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein.“ Die RAG-Stiftung stellt in diesem Jahr 11,5 Millionen Euro für Bildungsprojekte und Schülerstipendien zur Verfügung. Der Gelsenkirchener Sozialwissenschaftler Suat Yilmaz warnte „vor einer reinen Integrationsdebatte, die das Bild der sozialen Wirklichkeit verzerrt“. Notwendig sei eine Armuts- und Hoffnungsdebatte, die sich „nicht nur auf die Troublemaker, sondern auch auf die Toptalente und ihre Erfolgsgeschichten“ konzentrieren müsse. Bei der Integration von Zuwanderern gehe es auch um Wertschätzung, Hoffnung und Zukunftsperspektiven. „Denn Menschen ohne Hoffnung und Lebensperspektiven sind unglücklich und bereiten oft Probleme.“
Auch die Integrationsexpertin im NRW-Familienministerium, Jadrinka Thiel, forderte die Bürger auf, nicht nur Probleme, sondern auch Potenziale zu sehen, die Zuwanderer mitbrächten. Migranten könnten sich in mehreren Kulturen bewegen, seien oft mehrsprachig und hätten Schwierigkeiten gemeistert. „Das ist ein Potenzial, von dem wir als Gesellschaft profitieren können.“