Positive Bilanz zum Katholikentag

Eine positive Bilanz des Katholikentages haben die Veranstalter in Münster gezogen. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, nannte das Christentreffen „hochpolitisch“. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hält die Veranstaltungsform für wichtiger denn je. Auch die Gruppe Wir sind Kirche zeigte sich zufrieden. Eine mit Spannung erwartete und umstrittene Debatte mit einem AfD-Vertreter verlief nach anfänglichen Tumulten weitgehend ruhig und friedlich. Vor der Diskussion hatten in der Stadt rund 1.000 Menschen unter dem Motto „Keinen Meter den Nazis“ gegen die Teilnahme des religionspolitischen Sprechers der AfD-Bundestagsfraktion, Volker Münz, demonstriert. Am Samstagabend treffen sich Zehntausende zu einem bunten Abschiedsabend in der Innenstadt. Am Sonntag endet das Treffen mit einem Freiluftgottesdienst am Schlossplatz.

(Foto: katholikentag.de / Fabian Weiss)

Der Münsteraner Bischof Felix Genn zeigte sich „höchst zufrieden“. Das Treffen sei keine „Friede-Freude-Eierkuchen-Veranstaltung“ gewesen. Marx nannte den Katholikentag eine gute Möglichkeit, auf besondere Herausforderungen zu reagieren. Er sprach von einer Entchristlichung der Gesellschaft, zunehmender Fundamentalisierung der Religionen und von Versuchen, Religion politisch zu instrumentalisieren. Nach Sternbergs Worten war der Katholikentag mit seinem Leitwort „Suche Frieden“ so aktuell wie selten. Die Gruppe Wir sind Kirche sprach von einer „erfreulich starken Teilnahme“ an den Veranstaltungen. Dies sei ein gutes Zeichen „des wiedererstarkenden Engagements der kirchlichen und gesellschaftlichen Basis“. In einer „Stunde in Dankbarkeit“ gedachte der Katholikentag zudem des im März gestorbenen Mainzer Kardinals Karl Lehmann.

Protest gegen die AfD vor der MCC Halle Münsterland (Foto: katholikentag.de/Nadine Malzkorn)

Zu Beginn des Podiums mit dem AfD-Vertreter stürmten Demonstranten in der mit rund 800 Menschen voll besetzten Halle nach vorne und riefen „Keine Bühne für die AfD“ und „Nazis raus“. Einige Besucher kritisierten die Störung mit „Haut ab“-Rufen. Unter Applaus wurden die Demonstranten friedlich aus dem Saal geführt. Die anschließende Debatte verlief kontrovers, aber unspektakulär, und wurde nur von wenigen Zwischenrufen pro und contra AfD unterbrochen. Münz betonte auf dem Podium, seine Partei mache „Politik auf Basis eines christlichen Menschenbildes“. Zudem wolle er nicht seinen Kopf hinhalten für Äußerungen anderer AfD-Mitglieder wie etwa Björn Höcke oder Andre Poggenburg. Die AfD wolle dafür sorgen, dass „Deutschland christlich geprägt bleibt“. Dies drohe aber aufs Spiel gesetzt zu werden, etwa durch eine Flüchtlingspolitik, in der alle anderen Parteien „Schuld auf sich geladen“ hätten.

Die Vertreter von CDU, SPD, FDP, Grünen und Linken verwahrten sich gegen den Vorwurf. SPD-Religionsexpertin Kerstin Griese betonte: „Für mich sind viele Positionen der AfD nicht mit dem christlichen Menschenbild vereinbar.“ Bettina Jarasch von den Grünen warf der AfD vor, sie verhalte sich ausgrenzend, etwa gegenüber Muslimen, und das sei alles andere als christlich. Ähnlich bewertete Christine Buchholz von der Linken einen Antrag der AfD im Bundestag zu Inzest, Behinderung und Flüchtlingen. Nach der Veranstaltung verließ Münz mit mehreren Sicherheitskräften den Saal durch einen Seitenausgang.

kna