Christen in aller Welt haben am Wochenende mit Pfingsten das Fest des Heiligen Geistes gefeiert. Mit dem Geburtsfest der Kirche endet die 50-tägige Osterzeit. Papst Franziskus forderte am Sonntag beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz für Venezuela eine friedliche Lösung der dortigen Krise. In einer Messe im Petersdom betete er für ein Ende der Gewalt in Israel. Franziskus mahnte die katholische Kirche außerdem zum Aufbruch. In Deutschland riefen katholische und evangelische Bischöfe zu mehr Miteinander, Versöhnung und gesellschaftlicher Mitwirkung auf. Sie wandten sich zudem gegen Populismus und Intoleranz.
Der Papst sagte: „Wenn man für die Selbsterhaltung lebt und nicht in die Weite aufbricht, ist das kein schönes Zeichen.“ Gott revolutioniere nicht das Leben um uns herum, sondern wandle das Herz und mache Menschen im Inneren frei, damit sie die Probleme in Angriff nehmen könnten. Gott wirke aber auch direkt im Zeitgeschehen.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte, gerade Christen sollten ein besonderes Gespür für den Umgang miteinander haben und falsche Werte wie Hass, Abgrenzung oder Urteile über andere zurückweisen. Der Geist Gottes trage den Gläubigen auf, offen zu sein für alle Völker, Sprachen und Kulturen. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki appellierte an die Einheit der Kirche. „Glaubensinhalte finden nicht mehr ungeteilte Zustimmung – bis in den innersten Kern der Kirche hinein.“ In manchen Debatten werde die Kirche auf ihre rein äußere Gestalt reduziert. „Oder sie wird nur noch wahrgenommen und gut geheißen, weil man ihr bestimmte soziale Aufgaben und Funktionen zuweist.“
Auch Bischöfin Ilse Junkermann rief zu Frieden und Versöhnung auf. Die stellvertretende Leitende Bischöfin der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) forderte die Christen dazu auf, im Sinne der Botschaft von Pfingsten „den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ zu verbreiten. Für den Rottenburger Bischof Gebhard Fürst ist der Heilige Geist eine Kraft, die keine Grenzen kennt und auch in anderen Religionen und Kulturen präsent ist. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sieht im Populismus eine große Bedrohung für Einheit und Freiheit. Pfingsten rufe zu einer geisterfüllten Welt auf, die sich nicht selbst zerstöre.
Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger nannte als Beispiele für Versöhnung und Liebe Caritasmitarbeiter in Syrien und andere Helfer. Der Limburger Bischof Georg Bätzing betonte, Neid, Spaltungen oder Eigennutz hätten unter Christen nichts verloren. Nach Worten des Augsburger Bischofs Konrad Zdarsa kommt es für Christen darauf an, mit jedem Mitmenschen respektvoll und menschenwürdig umzugehen. Passaus Bischof Stefan Oster rief dazu auf, sich vom Heiligen Geist berühren zu lassen.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, bezeichnete das christliche Kreuz als etwas Kostbares. Es sei in den momentanen Identitätsdebatten etwas so Wertvolles, „weil es für die Verwandlung der Logik der Gewalt und der Ausgrenzung in eine Logik der Liebe und der Gemeinschaft steht und genau darin Humanität ausstrahlt“, so der Bischof.