Anwalt erhebt in Finanzskandal Vorwürfe gegen Bistum Eichstätt

Der Anwalt des früheren Vize-Finanzdirektors des Bistums Eichstätt erhebt laut einem Zeitungsbericht Vorwürfe gegen die Diözese. Im Zusammenhang mit dem Finanzskandal des Bistums sagte der Jurist Ulrich Ziegert dem Ingolstädter „Donaukurier“ (Samstag), man habe in Eichstätt „in keiner Weise“ eine konservative oder gar zurückhaltende Anlagestrategie verfolgt. Bereits lange bevor sein Mandant beim Bistum tätig geworden sei, habe dieses „äußerst riskante Anlageformen“ gewählt. Dafür hätten die Verantwortlichen „beispielsweise ein inflationsbereinigtes Renditeziel zwischen acht und zehn Prozent angestrebt“.

Weiter sagte Ziegert, sein Mandant habe sich mit der Kreditvergabe in die USA lediglich an die Umsetzung von seit Jahren festgeschriebenen Renditezielen gehalten. Die Verantwortlichen im Bistum seien sich des „damit verbundenen Risikos“ bewusst gewesen. Das Bistum wollte sich auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitagabend nicht zu den Vorwürfen äußern. Behauptungen der Gegenseite wolle man nicht kommentieren, sagte eine Sprecherin mit Verweis auf das laufende Verfahren. Dies täten zu gegebener Zeit die beauftragten Anwälte.

Der ehemalige stellvertretende Finanzdirektor des Bistums saß als einer von zwei Beschuldigten seit Ende Januar in Untersuchungshaft, aus der er Mitte Mai entlassen wurde. Am Donnerstag kam auch der zweite Mann, ein Projektentwickler von Immobilien in den USA, auf freien Fuß. Die Haftbefehle wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft München II außer Vollzug gesetzt, eine Begründung gab es nicht.

Den beiden Männern wird Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr vorgeworfen. Mitte Mai hatte die Anklagebehörde bekanntgegeben, dass sie ein Teilgeständnis abgelegt hätten. Derzeit gehen die Ermittler von einem gesicherten Vermögensschaden für das Bistum von mindestens rund einer Million Dollar (840.000 Euro) aus. Dieser sei durch Bestechungszahlungen entstanden. Womöglich falle der tatsächliche Schaden aber höher aus. Die Anwälte des Bistums befürchten, dass er im zweistelligen Millionenbereich liegen könnte.

Die Beschuldigten sollen nach bisherigen Erkenntnissen rund 60 Millionen US-Dollar aus dem Bistumsvermögen riskant investiert haben. Das Geld floss demnach weitgehend ohne Absicherung in Kredite für Immobilienprojekte in den USA. Von den Darlehen wurden nach Bistumsangaben bisher fünf Millionen Dollar zurückgeführt. Das Bistum Eichstätt hatte den Finanzskandal im Februar öffentlich gemacht. Bischof Gregor Maria Hanke stellte im Juli 2017 selbst Strafanzeige. Im Bistum Eichstätt sind die Zuständigkeiten für Vergabe, Aufsicht und Kontrolle mittlerweile vollständig neu geordnet.

kna

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Der Eichstätter Dom von Südosten aus dem Domkreuzgang. (Foto: Bistum Eichstätt)