Nach Bekanntwerden der ersten Ergebnisse der Studie über Missbrauch in der katholischen Kirche zeigt sich der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer erschüttert. Er sei fassungslos sehen zu müssen, „wozu Menschen fähig sind und was in unserer Kirche möglich war und ist“, schreibt Pfeffer in einem am Donnerstag veröffentlichten Brief an die Mitarbeiter der Diözese. Trotz der vielen Berichte und Recherchen, die seit 2010 zu dem Thema veröffentlicht worden seien, eröffne diese umfassende Studie einen „schonungslosen Blick auf das furchtbare Leid unzähliger Menschen, das ihnen durch Verantwortliche unserer Kirche zugefügt worden ist“.
Pfeffer kündigt an, dass sich Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck am Wochenende mit einem Brief an die Gemeinden des Bistums wenden werde. Dieser solle in allen Gottesdiensten verlesen werden. Nach den Worten des Generalvikars gilt im Ruhrbistum eine Null-Toleranz-Strategie beim Umgang mit Missbrauchsverdachtsfällen. Zudem gebe es ein umfangreiches Präventionskonzept auf allen Ebenen der Kirche. Ziel sei, das Risiko für sexuellen Missbrauch „so weit wie möglich zu senken“.
Am Mittwoch waren erste Ergebnisse der Studie bekanntgeworden. Demnach gab es in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe von mindestens 1.670 beschuldigten Priestern. Bei den zwischen 1946 und 2014 erfassten Betroffenen handelte es sich überwiegend um männliche Minderjährige; mehr als die Hälfte war zum Tatzeitpunkt jünger als 14 Jahre. Die komplette, mehrere hundert Seiten umfassende Auswertung wollen die Bischöfe am 25. September bei ihrer Herbstvollversammlung in Fulda vorlegen.