Frauenmissionswerk übergibt Petition gegen Genitalverstümmelung an PapstFranziskus und fordert ihn zum Handeln auf.
Papst Franziskus soll sich künftig aktiv für ein Ende der weiblichen Genitalverstümmelung einsetzen. Das ist das Ziel der Präsidentin des Päpstlichen Missionswerkes der Frauen (PMF), Margret Dieckmann-Nardmann. Im Rahmen einer persönlichen Begegnung einer Delegation des PMF mit dem Papst nach der wöchentlichen Generalaudienz am vergangenen Mittwoch (17. Oktober) auf dem Petersplatz in Rom übergab sie dem Oberhaupt der katholischen Kirche eine bislang von rund 1200 Frauen unterzeichnete Petition. Die Aktion ist einer der Schwerpunkte zum 125-jährigen Jubiläum des Frauenmissionswerkes, das von der Deutschen Katharina Schynse gegründet wurde und seinen Sitz in Koblenz hat.
„Es ist sehr wichtig, dass sich Papst Franziskus persönlich dafür einsetzt und die Bischöfe in Afrika, aber auch überall sonst, wo weibliche Beschneidung praktiziert wird, anweist, die Pfarrer und pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort aufzuklären und aufzufordern, sich öffentlich und persönlich gegen Genitalverstümmelung einzusetzen“, erklärt Dieckmann-Nardmann. Franziskus selbst hatte bereits während seiner Pastoralreise in Afrika 2015 (nach Kenia, Uganda und in die Zentralafrikanische Republik) seine Besorgnis über die immer noch praktizierte unmenschliche Prozedur zum Ausdruck gebracht, die bis heute mancherorts auch noch unter Christen verbreitet ist. „Ich wünsche mir, dass der Papst mit den Bischöfen und pastoralen Mitarbeitern spricht und sie auffordert, die Beschneidung immer wieder zum Thema zu machen, damit es in der Öffentlichkeit überhaupt präsent wird. Sie sollen auf diese Menschenrechtsverletzung hinweisen und klarmachen, wie viel Leid das für die Frauen und ihre Familien bedeutet.“
Autorität der Kirche nutzen
Die Geistliche Beirätin des Päpstlichen Missionswerkes der Frauen und frühere Provinzoberin der Dernbacher Schwestern („Arme Dienstmägde Jesu Christ“), die ebenfalls zu der Delegation gehörte, Schwester Christeta (rpt: Christeta) Hess, erklärt dazu: „In Afrika haben die Bischöfe und Priester noch eine große Autorität in der Gesellschaft. Wenn sie sich offen und öffentlich, aber auch im persönlichen Gespräch gegen Genitalverstümmelung engagieren, dann kann sich etwas verändern.“ Erst in der vergangenen Woche haben die mit Rom unierten äthiopisch-koptischen, orthodoxen Bischöfe den Beschluss gefasst, sich gegen weibliche Beschneidung zu engagieren.
„Es ist ein großer Fortschritt, dass wieder eine Gruppe innerhalb der katholischen Kirche so etwas tut“, so Schwester Christeta. Der Staat habe zwar etwa in Nigeria die Genitalverstümmelung verboten, aber „es passiert weiter auf den Dörfern – und in den Dörfern sind die Priester die Autoritäten“, so die Ordensfrau, die selbst lange Jahre in Nigeria tätig war. „Die Beschneidungen, etwa in Nigeria, Eritrea oder Äthiopien, sind deutlich zurückgegangen, nachdem sich die Imame dagegen ausgesprochen haben“, sagt die Präsidentin des Frauenmissionswerkes. „Der Papst als Oberhaupt der katholischen Kirche kann daher eine Menge bewirken. Und er kann das eben auch runterbrechen – denn manche katholischen Bischöfe sagen leider: ,Das ist Frauensache.’ Und das kann es nicht sein! Es ist wichtig, dass sich die Bischöfe auch als Hirten dieser Kinder und Frauen verstehen und sich für den Schutz dieser Personen einsetzen.“
Delegationsreise nach Rom
Margret Dieckmann-Nardmann zeigt sich zum Ende der rund einwöchigen Delegationsreise nach Rom optimistisch, dass Papst Franziskus das Anliegen aufgreifen und weiterverfolgen wird. „Ich habe ihn als sehr aufmerksam und interessiert wahrgenommen“, berichtet sie. Der Papst habe sich Zeit genommen, sehr genau hingehört und Nachfragen gestellt sowie die Petition mit einem ausdrücklichen Wunsch an seine Mitarbeiter übergeben, wie damit weiter verfahren werden soll. „Ich habe wieder erlebt, dass sein Sprechen und sein Verhalten identisch sind“, betont Dieckmann-Nardmann. Sie habe sich gefreut, gemeinsam mit der Delegation, zu der noch Bischof Jean Pierre Kwambamba Masi, Bischof von Kenge in der Demokratischen Republik Kongo, und Laetita Umulisa, die ein Projekt für Frauen und Familien in Ruanda leitet, gehörten, ein starkes Zeichen für die Abschaffung von weiblicher Beschneidung setzen zu können, so die Präsidentin des Frauenmissionswerkes.
„Es ist ein mühsamer Prozess, das wissen wir, weil das seit Jahrhunderten in diesen Kulturen verbreitet und verankert ist“, sagt Dieckmann-Nardmann. „Aber wir wissen von den Leiden der Kinder und später der Frauen. Und deshalb setzen wir uns dafür ein – als Frauenmissionswerk, dass sich aktiv gegen Menschenrechtsverletzungen engagiert –, dass diese unmenschliche Beschneidung ein Ende hat.“ Weltweit sind nach Schätzungen rund 200 Millionen Frauen und Mädchen von Genitalverstümmelung betroffen. Der Akt geschieht meist im Verborgenen und hat schwere körperliche und seelische Folgen, welche die Betroffenen oft ein Leben lang beeinträchtigen. In schweren Fällen führt die Beschneidung auch zum Tod.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter: www.frauenmissionswerk.de