Wie haben Ordensgemeinschaften im deutschsprachigen Raum die Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) aufgenommen? Mit dieser Frage befasst sich ein neues Forschungsprojekt von Theologen der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), wie die KU am Mittwoch in Eichstätt mitteilte. Gefördert wird das Projekt demnach von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit 330.000 Euro.
Anhand der männlichen Ordensgemeinschaften der Franziskaner und der Benediktiner wollen die Theologen exemplarisch der Frage nach dem liturgischen Eigenleben innerhalb von Orden nachgehen. Weibliche Ordensgemeinschaften wolle man in einem Folgeprojekt untersuchen, da deren Strukturen eine andere Herangehensweise erforderten. Zentraler Forschungsaspekt seien die sogenannten Ritualien, in denen Ordensgemeinschaften ihre eigenen Riten und Feiern regelten. Neben der Arbeit in Ordensarchiven planten die drei Forscher Jürgen Bärsch und Florian Kluger (beide KU) sowie Winfried Haunerland (LMU) dazu auch Zeitzeugengespräche.
Vor über fünfzig Jahren verabschiedeten die Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils die Liturgiekonstitution, die eine umfassende Erneuerung des Gottesdienstes auf den Weg brachte und tief in die Kirche hineinwirkte. Die Wissenschaftler erforschen bereits seit 2005 gemeinsam die Rezeptionsprozesse des Zweiten Vatikanums. In zwei vorhergehenden Teilprojekten untersuchten sie dabei die Verwirklichung der Liturgiereform auf Ebene der Ortskirchen sowie der Bistümer im deutschsprachigen Raum, den Niederlanden, Chile und Polen. „Neben der territorialen Gliederung der Kirche in Bistum und Pfarrei haben die Ordensgemeinschaften als personale Untergliederungen eine eigene Rezeptionsgeschichte, die bisher noch nie näher untersucht wurde“, erklärt Bärsch.
Anhand der männlichen Ordensgemeinschaften der Franziskaner und der Benediktiner wollen die Theologen exemplarisch der Frage nach dem liturgischen Eigenleben innerhalb von Orden nachgehen. Weibliche Ordensgemeinschaften sollen Gegenstand eines Folgeprojektes sein, deren Strukturen eine andere Herangehensweise erfordern. Zentraler Forschungsaspekt sind die sogenannten Ritualien, in denen Ordensgemeinschaften ihre eigenen Riten und Feiern regeln. Solche Ritualien existieren zum einen für gesamte Orden, darüber hinaus jedoch auch für einzelne Provinzen oder gar Klöster.
„Ordensritualien stellen eine hervorragende Quelle dar, um die liturgisch-sprituelle Praxis nachvollziehen zu können“, erläutert Florian Kluger. Neben der Arbeit in Ordensarchiven wollen die drei Forscher außerdem Zeitzeugengespräche mit Personen führen, die an der Umsetzung der Liturgiereform in den Ordensgemeinschaften beteiligt waren. In Deutschland, Österreich und der Schweiz haben Bärsch, Kluger und Haunerland dafür bereits 30 Kooperationspartner gewinnen können. „Eine Herausforderung besteht in der Zugänglichkeit der Ritualien durch die rückläufige Zahl an Ordensgemeinschaften. Insofern ist auch die Sicherung der Datengrundlage ein Anliegen unseres Projektes“, ergänzt Winfried Haunerland.
Vor diesem Hintergrund soll mit dem Vorhaben außerdem die bibliographische Erfassung und inhaltliche Beschreibung von Ordensritualien im deutschen Sprachraum als Instrument für weitere Forschungen vorangetrieben werden. Eine solche Zusammenstellung ist bislang nicht vorhanden, so dass sich Wissenschaftler künftig auf elektronischem Weg leichter einen Überblick von den schriftlich niedergelegten Riten und Feiern einzelner Ordensgemeinschaften verschaffen können. Der Zeitraum dieser Bibliographie soll weit über das Zweite Vatikanische Konzil zurückreichen, um im Vergleich zu früheren Versionen die Rezeption der Liturgiereform nachvollziehen zu können.