30 Unternehmen schließen eine Allianz zur Stärkung der Pflege im Ruhrgebiet. Mit einem „Innovation Pitch“ stellt sich die Imitative am 8. April im Gelsenkirchener Wissenschaftspark vor.

Pressekonferenz zur Ruhrgebietskonferenz Pflege (v.l.): Roland Weigel, Ulrich Christofczik, Silke Gerling und Clauduis Hasenau (Foto: Arne Pöhnert)
Fast 20.000 Beschäftigte aus dem gesamten Ruhrgebiet repräsentieren die 30 Unternehmen nach eigenen Angaben, die am Freitag in Gelsenkirchen die „Ruhrgebietskonferenz Pflege“ gegründet haben. Sie ist aus den regionalen Kampagnen „Wir können Pflege“ und „Gute Arbeit – gute Pflege“ hervorgegangen. , darunter die CSE gGmbH, deren Gesellschafter der Essener Caritasverband und der Sozialdienst katholischer Frauen Essen-Mitte sind,
Einer der Motoren der Alliany: Der Gelsenkirchener Claudius Hasenau, Geschäftsführer der APD Ambulante Pflegedienste Gelsenkirchen und einer von drei Sprechern der Initiative, die Arbeitgeber aus unterschiedlichen Verbänden und Trägerstrukturen verbindet.
Unter dem Titel „Die Einflussnehmer“ wolle man zeigen, was gute Pflege im Ruhrgebiet schon heute leiste. Zugleich gehe es darum, Einfluss zu nehmen, damit das auch in Zukunft so bleibe. Am 8. April stellt sich die „Ruhrgebietskonferenz Pflege“ im Wissenschaftspark Gelsenkirchen mit einem „Innovation Pitch“ vor.
Franz Müntefering zu Gast
Den Impulsvortrag hält Franz Müntefering in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen.Den Pflegeberufen werde ein schlechter Ruf nachgesagt. „Wir ernten immer beileidsvolle Blicke, wenn wir erzählen, dass wir in der Pflegebranche arbeiten“, sagte Hasenau.
Zwar sei die Arbeitsbelastung hoch, aber die Zufriedenheit der Mitarbeiter mit ihren Arbeitsstellen sei extrem hoch. Bei Befragungen gäben mehr als 80 Prozent an, dass sie ihre Arbeitgeber weiterempfehlen würden. „Pflegeberufe sind sinnstiftend, innovativ und zukunftssicher,“ so Hasenau.
Entbürokratisierung gefordert
„Wir warten nicht auf andere. Wir handeln jetzt und wollen Einfluss auf die Gestaltung von Rahmenbedingungen nehmen, bevor wir von ihnen gestaltet werden“, sagte Silke Gerling, Prokuristin bei der Diakonie Essen, zu den Zielen der Allianz. Konkrete Handlungsfelder seien „bereits identifiziert“ worden. Eine der Forderungen: „eine Entbürokratisierung auf breiter Front“.
Nach Ansicht der beteiligten Pflegeunternehmen könne durch eine Bündelung der Entscheiderebene Anerkennungsverfahren für ausländische Pflegekräfte entscheidend vereinfacht werden. Frischer Wind gehöre auch in die Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Kostenträgern und Unternehmen. Dringend erforderlich sei zudem eine bessere Vernetzung der Akteure am Arbeitsmarkt. Auch die „Überwindung der Versäulung“ durch branchen- und sektorenübergreifende Zusammenarbeit und eine gemeinsame Umsetzung der Digitalisierung solle angegangen werden.
Ruhrgebiet als Schaufenster
„Wir nehmen den Aufruf von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet zur ,Ruhrkonferenz‘ ernst und wollen uns beteiligen“, erläuterte Ulrich Christofczik, Geschäftsführer des Evangelischen Christophoruswerkes in Duisburg. Allerdings komme Pflege und Betreuung, einer der wichtigsten Wirtschafts- und Wachstumsfaktoren im Ruhrgebiet, in der von Laschet propagierten „Ruhrkonferenz“ nur am Rande vor, es habe dazu bisher auch keinen Kontakt zwischen der Landesregierung und den Pflegeunternehmen gegeben. „Wir haben die Nase voll, dass man ständig über uns spricht, aber nie mit uns. Deshalb sind wir selbst aktiv geworden“, so der Pflege-Experte.
„Die Pflegeunternehmen im Ruhrgebiet stellen täglich unter Beweis, wie gut sie Pflege können. Sie stehen für Qualität, Verlässlichkeit, Flexibilität und Innovationsbereitschaft,“ sagt Roland Weigel, Geschäftsführer der Konkret Consult Ruhr, der als Koordinator der Allianz fungiert. Die „Ruhrgebietskonferenz Pflege“ werde dem Thema eine selbstbewusste und vernehmliche Stimme geben – aus eigener Kraft, unabhängig und am Gelingen orientiert. „Pflege und Betreuung im Ruhrgebiet sind viel besser als ihr Ruf in der Öffentlichkeit. Die Arbeitgeber warten nicht auf Düsseldorf oder Berlin, sie handeln“, erklärte Weigel.
Daten mühselig zusammensuchen
Wer genau wissen möchte , wie viele Pflegebedürftige aktuell im Ruhrgebiet versorgt werden, müssen sich die Daten mühselig zusammensuchen.
Eine Recherche-Anfrage bei den Statistikern des Regionalverbands Ruhr (RVR) sei mit dem Hinweis „Fragen Sie doch mal bei den Wohlfahrtsverbänden nach“ beantwortet worden. Eine Suche auf der Webseite der Metropole Ruhr zum Stichwort Pflege habe keinen einzigen Treffer ergeben. Dabei sei das Ruhrgebiet doch geradezu ein Schaufenster für gute Pflege, sagt Claudius Hasenau.
„Auch ohne Unterstützung von Bund und Land entwickeln wir ständig innovative technische und arbeitsorganisatorische Lösungen für attraktive Pflegearbeit, neue Leistungsangebote und kundenorientierte Versorgungsmodelle“, sagt er und ergänzt: Wenn es bessere Rahmenbedingungen für die Pflege gäbe, „könnten wir noch viel mehr“.