Historiker begrüßen die Ankündigung von Papst Franziskus, die Akten für die Amtszeit von Papst Pius XII. (1939-1958) vollständig freizugeben. Dies werde zu einem nuancenreicheren und detaillierteren Bild führen, sagte der Berliner Historiker Michael F. Feldkamp dem Online-Portal „Kirche+Leben“ aus Münster (Freitag): „Wir werden vor allem sehr viel mehr feststellen können, wer ihn versucht hat zu beeinflussen.“
Auch werde hoffentlich klar, was der Papst von der Judenvernichtung und anderen Ereignissen gewusst habe und was nicht, so Feldkamp, der 2018 eine Biografie von Pius XII. veröffentlicht hat. Ebenso könnten nun viele Hintergründe deutlicher werden, etwa die Beziehungen des Vatikan zu Japan während des Zweiten Weltkriegs. Nach dem japanischen Angriff im Dezember 1941 auf den US-Militärstützpunkt Pearl Harbour hätte Japan den Heiligen Stuhl um die Aufnahme diplomatischer Beziehungen gebeten. Diesem Wunsch sei Pius XII. trotz der Einwände der US-Regierung gefolgt. „Da können wir schauen, welche Motive Pacelli oder die Kurie wirklich umgetrieben haben“, sagte Feldkamp.
Mosaiksteine
Auch der Bochumer Kirchenhistoriker Florian Bock begrüßte die Öffnung der Archive. Damit würden „alle Mosaiksteine zum großen Bild über Papst Pius XII.“ der Fachöffentlichkeit zugänglich gemacht, sagte er dem „Neuen Ruhr-Wort“. Zugleich zeigte er sich überzeugt, dass das Bild von Pius XII. nur noch durch Details ergänzt wird: „Es wird keine grundstürzenden Erkenntnisse geben.“