Die Kirche denkt in Jahrhunderten, heißt es immer. Kann es da sein, dass sich ausgerechnet der Vatikan als erster europäischer Staat am Montag für eine Beibehaltung der Winterzeit ab 2021 ausgesprochen hat? Begründet werde das Plädoyer gegen die Sommerzeit mit der biblischen Schöpfungslehre, meldete die Schweizer katholische Nachrichten-Agentur kath.ch. Die Verschiebung der Zeit um eine Stunde sei ein Verstoß gegen die göttliche Ordnung.
Klar, dass derzeit im Vatikan nicht eitel Sonnenschein herrscht. Auch klar, dass man sich in Kirchenkreisen nach schnellen und eindeutigen Entscheidungen sehnt. Ein Blick auf den Kalender stellt dann aber schnell klar: Die Sensation ist gar keine, die göttliche Ordnung – sprich: die Langsamkeit des Vatikan – bleibt bestehen. Es handelt sich um einen Aprilscherz.
Auch in diesem Jahr haben viele Institutionen, Medien und Unternehmen nicht davor zurückgeschreckt, zum 1. April – erlaubte – Fake News zu verbreiten. Und das, obwohl der Software-Konzern Microsoft dieser Tage seine Mitarbeiter eindringlich vor Aprilscherzen gewarnt hatte: „Angesichts des Gegenwinds, dem Technologieunternehmen heutzutage ausgesetzt sind, bitte ich alle Microsoft-Teams, keine öffentlichkeitswirksamen Aprilscherze zu machen“, erklärte Marketingchef Chris Capossela. Die Erfahrung zeige, dass solche Gags „begrenzte positive Wirkung haben und unerwünschte Nachrichtenströme auslösen können“.
Doch auch Greta Thunberg zeigte am Montag keine Angst vor Missverständnissen und Gegenwind. Sie wolle ihre Mahnwachen für den Klimaschutz vor dem schwedischen Parlament beenden und freitags wieder zur Schule gehen, twitterte die Ikone der weltweiten Klimabewegung von Schülern: „Nachdem ich mit so vielen unserer führenden Politiker gesprochen habe, sehe ich ein, dass sie die Klimakrise im Griff haben, die Notlage erkennen und bereit sind zu handeln.“ Kurze Zeit später stellte die Anführerin der „Fridays for future“-Bewegung allerdings klar: „Ich mache natürlich nur Witze.“
Witzig oder nicht, gelungen oder daneben: Bei vielen Aprilscherzen ist das Geschmackssache. Klar, dass auch der Brexit als Folie für manche Fake News herhalten muss. So teilte das Mannheimer Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) mit, es solle deutscher Sitz der Europäischen Sprachwachtbehörde AECL werden. „Die Gründung der AECL war angesichts des drohenden Brexit notwendig geworden, um einer unkontrollierten Einwanderung englischer Wörter Einhalt zu gebieten, weil die Freizügigkeit von Anglizismen nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU nicht mehr gegeben ist“, plädierten die Sprachschützer für höhere Grenzzäune.
Dass der Brexit auch deutsche Kirchenkreise anstecken könnte – damit spielt der Aprilscherz des Münsteraner Bistumsportals „Kirche-und-Leben.de“: Die aus den Kreisdekanaten Kleve und Wesel bestehende Region Niederrhein des Bistums Münster wolle künftig zum Erzbistum Köln gehören, hieß es. Als Termin für den Bistumswechsel sei das Jahr 2021 anvisiert – genau 200 Jahre, nachdem die Gebiete um Kleve und Wesel in Folge des Wiener Kongresses vom Erzbistum Köln dem Bistum Münster zugeschlagen wurden.
Überhaupt zeigten sich katholische Einrichtungen am Montag sehr Aprilscherz-affin: Das kirchliche Portal katholisch.de meldete, die Deutsche Bischofskonferenz habe eine neue und verbindliche Weihrauchsorte für alle Diözesen eingeführt. „Die neue Sorte Franziskus-Weihrauch soll bekömmlicher sein und zu weniger Übelkeit und Ohnmachtsanfällen bei Messfeiern führen“, hieß es.
Die Benediktinermönche von Münsterschwarzach zeigten sich als Fashion Victims: Mit seinem neuen Buch unter dem Titel „Breaking the habit – Über Mönche und Mode“ wolle Pater Zacharias Heyes einen Blick in den Kleiderschrank der Ordensleute ermöglichen und zeigen, dass sich Mönchsein und Modebewusstsein nicht ausschließen, hieß es. Dabei gehe es nicht um das klassische Ordensgewand, sondern um das Darunter. Die Gesellschaft denke bei Mönchen heutzutage fälschlicherweise oft an den bierbrauenden, dicken Mann mit Tonsur. Auf dem Buchcover werde Pater Zacharias im Stil von Modepapst Karl Lagerfeld zu sehen sein.