Tabgha zieht ins Szeneviertel

Finanzielle Gründe und neue Möglichkeiten gaben den Ausschlag für die Entscheidung zum Weggang der Jugendkirche aus Oberhausen

Nach einem über zweijährigen Entscheidungsprozess hat das Bistum Essen jetzt die Verlagerung der in Oberhausen gegründeten Jugendkirche Tabgha nach St. Joseph am Duisburger Dellplatz bekannt gegeben. Damit ist ab 2020 eine Pfarrkirche Ort der anno 2000 begründeten, damals bundesweit ersten Jugendkirche. Das Bistum begründete das mit der besseren Erreichbarkeit und der Atmosphäre des Umfelds der Kirche in guter Duisburger Citylage, erwähnte offiziell aber mögliche finanzielle Gründe nicht.

Das Tabgha-Team: Miriam Faber und Michele Przybyla(Jugendreferentinnnen), Thomas Jansen (FSJ, l.) und Leiter Thomas Markgraf. Foto: Jugendkirche Tabgha

Tabgha soll inmitten des Szeneviertels mit dem Duisburger Filmforum und attraktiven Lokalitäten eine neue Heimat finden – und diese auch möglichst vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen dort bieten. „An St. Joseph reizt uns die außergewöhnliche Lage im Herzen einer Großstadt“, schrieb Jugendseelsorger Stephan Markgraf als Leiter des Tabgha-Teams in einem Brief an die Jugendverbände und Kirchengemeinden im westlichen Ruhrgebiet. Tabgha werde dort neue Akzente für die kirchliche Jugendarbeit setzen.

Im Gespräch betonte er ergänzend, entscheidend sei neben den Chancen zum Erhalt etablierter Angebote und der Ereichbarkeit im westlichen Ruhrgebiet  auch eine Kostenreduzierung gewesen. „Sie war zu Beginn des Entscheidungsprozesses ein wichtiges  Kriterium für einen neuen Standort, um auch in Zeiten zunehmender Kirchenaustritte die Jugendkirche auf Zukunft hin zu sichern.“ Bekanntgegeben hatte die Jugendkirche die in einer sechsköpfigen Arbeitsgruppe unter Markgrafs Beteiligung erarbeitete Bistums-Entscheidung vergangenen Sonntag im wöchentlichen Tabgha-Abendgottesdienst.

Oberhausener Pfarreien konnten die Jugendkirche nicht halten

Danach gab es Bedauern in Oberhausen. Hier hatten sich den genannten Kriterien der diözesanen Standort-Ausschreibung drei Kirchen, darunter auch Tabgha am Alt-Standort Fichtestraße und die Propsteikirche St. Clemens beworben . „Damit verlieren wir“, urteilte Thomas Gäng, Vorsitzender des Oberhausener Stadtkatholikenausschusses, „eine Einrichtung,  die es geschafft hat, Jugendlichen in besonderer Weise den Zugang zum Glauben zu ermöglichen und mit Gott in Beziehung  zu bringen.“ Trotz größter Anstrengungen und auch finanziellen Zusagen der vier Oberhausener Pfarreien sei es   nicht gelungen, eine andere Entscheidung zu erreichen. „Wir wünschen der Jugendkirche und dem gesamten Tabgha-Team am neuen Standort viel Freude, Erfolg und Gottes Segen.“

Gäng verwies im Gespräch mit dem Neuen RuhrWort auf den Wert von Tabgha als Einrichtung für  junge Menschen, aber auch  für die Pastoral in Oberhausen. Um  Tabgha als von Jugendlichen nach ihren Vorstellungen und auch flexibel zu nutzende Kirche zu halten, hätten sich viele engagiert. Außer einer notwendigen Investition von 60000 Euro in die Toilettenanlage gebe  es hier auch keinen größeren Investitionsbedarf im nächsten Jahrzehnt. Markgraf sprach zusätzlich von Sanierungsbedarf, etwa für einzelne feuchte Wände und  an Fenstern der Kirche.

Tabgha wurde zur biblisch überlieferten Wüste

In Erinnerung sind Vielen aus den Oberhausener Tabgha-Jahren zahlreiche Ausstellungen für Jugendliche und Schulklassen, besondere Gottesdienste, Erlebniserfahrungen – etwa am Kletterturm –, dazu der Jugendkulturpreis Oberhausen und Projekte mit Partnern in der Stadt. Manches gilt es in Duisburg zunächst aufzubauen. „Für Oberhausen“, sagt Gäng, „werden wir versuchen, in den Pfarreien und als Stadtkirche mit neuen Ideen Jugendlichen den Kontakt zu Gott und zu Glaubenserfahrungen zu ermöglichen.“

Auch aus Sicht des Bistums haben Jugendliche in zwei Jahrzehnten in Tabgha Oberhausen die Möglichkeit gehabt, neue Zugänge zur Kirche und zu ihrem eigenen Glauben zu entdecken. Eines der ersten spektakulären Beispiele war die Gestaltung der adventlichen Kirche mit Tonnen von durch Jugendliche angekarrtem Sand: Tabgha wurde zur biblisch überlieferten Wüste, auch eines Aufbruchs.

Zusätzliche Absprachen nötig

Solcher Freiraum, da ist Markgraf nach Gesprächen mit dem Duisburger Citypfarrer Schulte sicher, muss im Gespräch über Bedürfnisse  beider Orts-Gemeinden, zukünftig  nicht außen vor bleiben.  Für Gottesdienstzeiten seien zusätzliche Absprachen nötig. Der Leiter des Jugendkirchen-teams: „Das Beispiel der Gelsenkirchener Jugendkirche GleisX zeigt, dass wir in Begegnungen mit der Pfarrgemeinde vor Ort auch bereichernde Erfahrungen machen werden.  Wesentlicher Aspekt, das war immer Credo der Jugendkirche, ist Offenheit und die Beteiligung Jugendlicher auch an der räumlichen und inhaltlichen Gestaltung der Kirche.

uw