Die großen Kirchen in Deutschland werden 2060 nur noch halb so viele Mitglieder haben wie heute. Auch ihre finanziellen Möglichkeiten werden sich in etwa halbieren. Das geht aus einer Studie des Forschungszentrums Generationenverträge (FZG) der Universität Freiburg hervor, die die katholische Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) am Donnerstag veröffentlichten.
„Wir geraten angesichts der Projektion nicht in Panik, sondern werden unsere Arbeit entsprechend ausrichten“, ergänzte Marx. Bedford-Strohm erklärte, die Menschen müssten „wieder stärker spüren, welche Kraft von der Botschaft Jesu Christi ausgeht“. Ziel sei es, „dass wir als Kirche so einladend und gewinnend sind, dass die Menschen gern bei uns mitmachen wollen“.Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger rief dazu auf, sich mit der Entwicklung nicht resignierend abzufinden, sondern zu zeigen, dass „Kirche für die Lebensfragen der Menschen relevant ist und bleibt“. Es brauche neue, kreative Formen der Seelsorge.Aus Sicht des Fuldaer Bischof Michael Gerber muss mitberücksichtigt werden, dass die Bindekraft von Institutionen und Volksparteien allgemein nachlasse. Doch auch wenn es kein „rein kirchenspezifisches“ Phänomen sei, müsse man „auf die Herausforderungen des Mitgliederrückgangs ebenso reagieren wie auf den Rückgang des Kirchensteueraufkommens“.Dresdens katholischer Bischof Heinrich Timmerevers nannte die Zahlen „nicht völlig überraschend“. Der Rückgang tue zwar weh, doch die Kirche habe den Menschen viel zu geben und werde die christliche Botschaft auch weiter in die Gesellschaft tragen.
Die Initiative „Wir sind Kirche“ nannte die Prognosen „äußerst alarmierend“ und rief die Kirchenleitungen auf, „dem schleichenden Rückgang der Mitgliederzahlen unverzüglich aktiv und positiv entgegenzutreten“. Es reiche nicht aus, sich nur langfristig auf Veränderungen einzustellen. Vor allem die römisch-katholische Kirche müsse auch ihre Strukturen verändern.
Der Projektleiter der Studie, der Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen, betonte, dass sich weniger als die Hälfte des Mitgliederrückgangs mit dem demografischen Wandel erklären lasse. Einen größeren Einfluss habe das „Tauf- und Austrittsverhalten“. Die Kirchen sollten daher ihre Anstrengungen intensivieren „bei der Suche nach Zusammenhängen, die sie beeinflussen können“. Die Studie mache aber auch deutlich, „dass die Kirchen gerade in den kommenden zwei Jahrzehnten weiterhin über Ressourcen zur Umgestaltung verfügen. Diese gilt es klug einzusetzen“.