Forschungsprogramm zum Einfluss von Religion auf Gesellschaft

An der Universität Münster startet ein neues Forschungsprogramm über den Einfluss von Religionen auf gesellschaftliche Entwicklungen. Dies teilte der Forschungsverbund „Religion und Politik“ am Montag in Münster mit.

Unter dem Titel „Dynamiken von Tradition und Innovation“ wird unter anderem untersucht, wie Glaubensgemeinschaften gesellschaftlich-politischen Wandel bewirken und beeinflussen können und sich selbst dabei verändern. „Religionen spielen in Umbruchprozessen eine zentrale Rolle“, erläuterte der Sprecher des Exzellenzclusters, Nils Jansen.

Nils Jansen (Foto: Exzellenzcluster „Religion und Politik“)

So verwies er auf den kirchlichen Protest in der DDR, evangelikale Kräfte in der US-Politik, die Islamisierung in der Türkei, den Einfluss orthodoxer Juden in Israel, das Umweltengagement religiöser Gruppen oder die „rechtsprägende Autorität christlicher Kirchen in Institutionen“. Eine Leitfrage des Forschungsprogramms laute: „Auf welche Weise kann Religion gesellschaftliche und politische Auseinandersetzungen stimulieren, eindämmen und modifizieren?“

Dauernde Förderphase

Das Forschungsprogramm soll am Freitag bei der Eröffnung der neuen, bis 2025 dauernden Förderphase des Exzellenzclusters vorgestellt werden, wie es hieß. Der interdisziplinäre Forschungsverbund wurde 2007 gegründet; unter den Exzellenzclustern in Deutschland ist er der einzige zum Thema Religion.

Ein Netzwerk aus 140 Forschenden aus 20 geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern und 10 Nationen befasst sich in rund 80 Einzelprojekten mit den „Dynamiken von Religion und Politik“. In den kommenden Jahren sollen besonders die Faktoren, die Religion zum Motor für politischen und gesellschaftlichen Wandel machen, untersucht werden, so Jansen.

„Es mag paradox erscheinen, aber Religionen entwickeln in Geschichte und Gegenwart Innovationen regelmäßig, indem sie sich auf Traditionen berufen“, so Jansen. Als Festrednerin wird am Freitag die renommierte Historikerin und Luther-Biographin Lyndal Roper von der Universität Oxford erwartet, die über „Cranachs Luther“ spricht.

rwm