Neuntklässler des Bischöflichen Gymnasiums am Essener Stoppenberg sind die „Stoppi-Malocher“ und bei der 72-Stunden-Aktion rund um den Baldeneysee im Einsatz. Neben Spielplätzen haben sie vor allem den Müll am See-Ufer im Blick.
Der vordere Mast in strahlendem Blau, die Reling rot gestreift – und vorn am Bug prangt jetzt stolz der Name „Die Stoppi“. Auf dem Kinderspielplatz an der Essener Lanfermannfähresind schon am Freitagmittag erste Ergebnisse der 72-Stunden-Aktion nicht zu übersehen. Das Klettergerüst in Schiffsform direkt am Ufer des Baldeneyseeswar sichtbar in die Jahre gekommen – nun leuchtet es in bunten Farben, weil 15 Neuntklässler des Bischöflichen Gymnasiums am Stoppenbergmit Pinsel, Farbrolle und Leitern kräftig Hand anlegen.
Für die dreitägige Sozialaktion der katholischen Kirche haben die „Stoppi-Malocher“, so ihr Gruppenname, ihr angestammtes Revier im Essener Nordosten verlassen und sich am Baldeneysee einquartiert – nicht nur zum Arbeiten, sondern auch zum Zelten. „Die wachsen hier zu einem echten Team zusammen“, sagt Organisator Markus „Schumi“ Schumacher, Sozialarbeiter der Bistumsschule und ausgestattet mit der Erfahrung vergangener 72-Stunden-Aktionen.
Also campen die Jugendlichen mit ihren Betreuern auf dem Gelände der Marinekameradschaft – und schwärmen von dort zu ihren Einsatzstellen aus. Zusammen mit dem städtischen Betrieb „Grün und Gruga“, dem „Seemanagement“ und der „Weißen Flotte“ am Baldeneysee hat der Projektpate und Essener Caritasdirektor Björn Enno Hermansein straffes Programm für die Schüler zusammengestellt, berichtet Schumacher.
„Wenn wir den Spielplatz fertig haben, sollen wir in Kupferdreh Graffitis entfernen. Zwischendurch haben wir schon Maulwurfhügel auf einer Wiese geplättet – und morgen geht’s zum ,Waste-Walk‘ um den See“. Dann verteilen sich die 15 Jungen und Mädchen am Ufer, um Essens Naherholungsoase von Müll zu befreien.
Ein politisches Thema
Ein Job, der durchaus eine politische Note hat, sagt Schumacher. „Es geht dabei auch darum, dass unsere Jugendlichen mit den Menschen am See ins Gespräch kommen“. Das Thema Müllsteht dabei auch deshalb im Fokus, weil unlängst feiernde Abiturienten am See mit reichlich Müll sowohl das Areal als auch ihre Generation in Verruf gebracht haben. „Das Seemanagement möchte von den Jugendlichen aber auch wissen, wie der Baldeneysee für ihre Altersgruppe attraktiver werden kann“, sagt Schumacher.
Sauberkeit steht dabei auch für die Neuntklässler am Stoppenberg an erster Stelle. „Man kann hier was für die Umwelt tun“, freut sich Joshua, der mit Nickund Enricschon mal ausprobiert, wie man Zigarettenkippen mit der Greifzange in den Plastiksack befördert. Warum sie sich für die 72-Stunden-Aktion gemeldet haben? „Hier passiert was, das ist super!“, sagt Enric. Und Nick hat schon konkrete Pläne mit Blick auf den frisch gestrichenen Spielplatz: „Ich habe eine kleine Cousine, mit der will ich hier demnächst mal hingehen.“
Während die drei 15-Jährigen sich dem Müll widmen geht die Verschönerung des Spielgerüsts weiter. Ilkastreicht das Geländer des Rutschenturms blau. Die 72-Stunden-Aktion sei „eine super Sache: Zelten und sich dabei besser kennenlernen und gleichzeitig etwas Gutes tun.“ Dabei hat Ilka sich erst ziemlich kurzfristig zur Teilnahme entschieden und Markus Schumacher erst am Donnerstagmittag gefragt, als alle schon im Aufbruch waren. Aber dank der spontanen Zusage ihrer Eltern konnte auch Ilka noch schnell ihre Sachen packen und mit zum Arbeits-Camp am See kommen.
„Unser Handeln ist unser Gebet“
Dass die vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend(BDKJ) organisierte Sozialaktion ein Projekt der Kirche ist, ist für Schulseelsorger Andreas Strüdereine Selbstverständlichkeit: „Unser Handeln ist unser Gebet“, zitiert er einen Text der 72-Stunden-Aktion, die am Donnerstag ganz bewusst mit einem Segen begonnen habe. Immer wieder gebe es in den kommenden Tagen spirituelle Impulse und Gebete, gerade wenn ihre Gruppe morgens und abends auf dem Zeltplatz beisammen sei.
Viel wichtiger sei aber, „dass wir mit den Projekten der 72-Stunden-Aktion als Kirche mit Jugendlichen in der Welt der Jugendlichen unterwegs sind“. Wenn sich Kirche so öffne, könne sie bei den Jugendlichen auch Gehör finden. Ähnlich sieht das Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck: „Die 72-Stunden-Aktion des BDKJ ist für mich ein sichtbares Zeichen, dass Nächstenliebe und Solidarität für viele Kinder und Jugendliche in unserer Kirche wichtige Grundpfeiler ihres christlichen Glaubens sind und von ihnen auch gelebt werden.“
Overbeck wird am Samstag mehrere Projekte im nördlichen Ruhrgebiet besuchen und dann am Sonntag beim großen Abschlussfest der 72-Stunden-Aktionim Ruhrbistum auf dem Burgplatz am Essener Dom mit den Kindern und Jugendlichen und ihren vielen Helfern und Unterstützern feiern. Bis dahin haben allein rund 800 Kinder und Jugendliche in Essen – und bistumsweit rund 3600 Teilnehmer in insgesamt mehr als 130 Projektgruppen – ein Stück weit die Welt verbessert.