„Ein Kardinal muss ja nicht unbedingt Bischof sein“

Der steirische Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl kann sich Frauen als Kardinäle vorstellen. Das sagte er im Interview der Tageszeitung „Presse“ (Samstag) „Ein Kardinal muss ja nicht unbedingt Bischof sein. Es kann auch eine Frau sein“. Diese Ansicht sei allerdings „wahrscheinlich noch nicht mehrheitsfähig“, fügte er hinzu.

Kardinäle waren in früheren Jahrhunderten der Kirchengeschichte nicht notwendigerweise Kleriker. Das Kardinalat entstand als Ehrenfunktion der Kirche im 4. Jahrhundert, es geht nicht auf Jesus Christus zurück. Ab dem 11. Jahrhundert waren es allein die Kardinäle, die den nächsten Papst bestimmten.

Aufgeschlossen in Diskussion über Diakoninnen

Ähnlich aufgeschlossen zeigte sich Krautwaschl für die derzeit diskutierte Weihe von Diakoninnen. Er sei sich sicher, dass Papst Franziskus mit den Bischöfen darüber ins Gespräch kommen werde, sagte er. In der österreichischen Bischofskonferenz sei das Thema bereits intensiv diskutiert worden. Krautwaschl: „Wenn Kardinal Schönborn gesagt hat, dass er sich Diakoninnen vorstellen kann, dann stimme ich ihm zu“, erklärte Krautwaschl. Dass sich der Papst bei diesem Thema Zeit nehme, gehe jedoch auf die nötige Einbindung der Bischöfe der Welt zurück. „Er kann sich selbst ja nicht untreu werden“, so der Bischof über Franziskus.

Durchaus gebe es hinsichtlich einer neuen Rolle der Frauen bereits jetzt „zarte Pflänzchen, wo etwas weiter geht“, fuhr der Bischof fort. „Im Mittelalter haben Äbtissinnen Jurisdiktionsgewalt über Priester gehabt. Ich war, bevor ich Bischof wurde, in der Fokolarbewegung, wo immer eine Frau laut Statut Chefin ist, auch über Priester. Es gibt zarte Pflänzchen, wo etwas weiter geht“, sagte der Bischof. der Auftrag Jesu an die Kirche immer derselbe, betonte der Bischof. „Geht hinaus und verkündet das Evangelium. Es stellt sich die Frage: Leben wir den Auftrag Jesu wirklich gut?“