Papst Franziskus hat erneut die Abweisung von Bootsflüchtlingen in Europa kritisiert. Die Schreie von massenhaft auf Schiffen zusammengedrängten Flüchtlingen würden nicht gehört, Waffenhandel floriere hingegen, sagte das Kirchenoberhaupt am Montag im Vatikan.
Flüchtlinge „auf der Suche nach Hoffnung wissen nicht, welche Häfen sie aufnehmen könnten, in einem Europa, welches jedoch die Häfen für Schiffe öffnet, die teure und hoch entwickelte Waffensysteme laden wollen“, so der Papst. Konkretere Bezüge, etwa zur Lage in Italien, machte das Kirchenoberhaupt nicht.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, prangerte die Kriminalisierung der Seenotrettung von Flüchtlingen an. „Es ist eine Schande, wenn jetzt Menschen im Mittelmeer ertrinken, weil die organisierte zivile Seenotrettung unter Strafandrohung gestellt wird“, sagte der Landesbischof beim bayerischen Kirchentag.
Bedford-Strohm ergänzte, er habe am Wochenende in Italien ein beschlagnahmtes Seenotrettungsschiff besucht. „Ich habe Menschen getroffen, die von diesem Boot gerettet wurden, bevor die Rettung verboten wurde. Ich habe in ihre Gesichter geschaut und das Antlitz Gottes in ihnen gesehen.“
Weiter sagte Bedford-Strohm: „Vielleicht hat so mancher gerade bei der öffentlichen Diskussion um die Flüchtlinge immer wieder das Gefühl, dass hier moralische Höchstleistungen verlangt werden, zu denen wir einfach nicht die Kraft haben.“ Doch Gottes Arme seien nicht offen, „weil wir moralische Höchstleistungen erbracht und unser moralisches Punktekonto auf die richtige Höhe gebracht haben. Gottes Arme sind offen, weil wir seine kostbaren Geschöpfe sind“, erklärte der Landesbischof.
Amnesty International forderte die Bundesregierung auf, sich gegen die Kriminalisierung nichtstaatlicher Seenotretter auszusprechen und sich in der EU dafür einzusetzen, dass Einsätze wieder legal möglich werden. Außerdem appellierte die Menschenrechtsorganisation bei ihrer Jahresversammlung am Wochenende an die Verantwortlichen, im Mittelmeer gerettete Menschen nicht nach Libyen zurückzuführen. Dort würden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit Opfer schwerer Menschenrechtsverletzungen.
Zu Pfingsten hatte auch Italiens katholische Kirche die Regierung dazu aufgerufen, Verantwortung für Migranten in Seenot zu übernehmen. „Menschenleben zu retten ist kein Zeichen von Großherzigkeit, sondern der Weg, die Würde der Menschheit zu retten“, sagte der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti, der italienischen Tageszeitung „Repubblica“. Solidarität sei „kein frommes Werk“, sondern eine „demokratische Notwendigkeit“.