Nach der Festnahme der Kapitänin des deutschen Seenotretters „Sea-Watch 3“ erhält Carola Rackete auch Rückendeckung von den katholischen Bischöfen in Deutschland. Das Verhalten der italienischen Regierung bezeichnete der Flüchtlingsbischof der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Stefan Heße, am Montag in Bonn als „unannehmbar“. Solange die europäischen Staaten sich einer konsequenten Seenotrettung verweigerten oder sie nicht leisten könnten, sei die privat organisierte Rettung aus Seenot legitim und notwendig. „Moralisches Handeln darf nicht staatlicherseits bedroht und unmöglich gemacht werden“, so Heße.
Rackete steht auf der Mittelmeerinsel Lampedusa unter Hausarrest. Sie hatte in der Nacht auf Samstag ohne Erlaubnis Italiens mit der „Sea-Watch 3“ und 40 Migranten an Bord an der Insel angelegt. Vorgeworfen wird ihr unter anderem Beihilfe zur illegalen Einwanderung. Gemäß einem neuen Dekret der Regierung in Rom drohen zudem Strafen zwischen 10.000 und 50.000 Euro, wenn private Seenotretter unerlaubt in italienische Hoheitsgewässer einfahren.
Erzbischof Heße mahnte eine „grunderneuerte europäische Flüchtlings- und Migrationspolitik“ an. „Jährlich sterben Tausende beim Versuch, das Mittelmeer zu überqueren, um schrecklichen Verhältnissen in der Heimat zu entkommen“. Die Seenotrettung sei sicherlich nur ein Element eines politischen Kurswandels, „aber sie ist unverzichtbar“, betonte Heße. „Es ist deshalb unzulässig, die Seenotretter zu entmutigen, zu attackieren und zu kriminalisieren.“
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hatte zuvor schon auf Twitter betont, wer Menschen vor dem Ertrinken rette, gehöre nicht ins Gefängnis. Er bewundere den Mut von Carola Rackete: „Sie steht mit ihrem Handeln für die humanen und christlichen Werte Europas.“Unterstützung für Sea-Watch kam auch vom Vatikan und von der Evangelischen Kirche in Deutschland. Deren Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm nannte die Festnahme der Kapitänin eine „Schande für Europa“. Er sei traurig und zornig.
Der Vatikan betonte, Rettung müsse Vorrang haben. „Die Lebensrettung ist der Polarstern, der ganze Rest ist zweitrangig“, zitierte die italienische Tageszeitung „Messaggero“ Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.