Nach der Aufregung über seine Predigt zu Missbrauch und Vergebung soll ein emeritierter Münsteraner Pfarrer nicht mehr predigen. Bischof Felix Genn habe den Geistlichen dazu aufgefordert, sagte Bistumssprecher Stephan Kronenburg am Freitagabend auf Anfrage in Münster. Es handele sich aber nicht um ein formelles Predigtverbot. Die Aufforderung habe zunächst keine zeitliche Begrenzung.
Pfarrer Ulrich Zurkuhlen hatte in seiner Predigt am vergangenen Wochenende dafür geworben, einander vergeben zu können und die Äußerung ausdrücklich auch auf Priester bezogen, die als Täter Minderjährige sexuell missbraucht haben. Gottesdienstbesucher berichteten, der Pfarrer habe über einen befreundeten Priester berichtet, der als Täter beschuldigt wird. Es müsse an der Zeit sein, ihm zu vergeben. Als Reaktion auf die Predigt hatten etwa 70 Teilnehmer den Gottesdienst unter lautem Protest verlassen.
Der leitende Pfarrer der Gemeinde, Stefan Rau, sagte laut dem Münsteraner Internetportal „kirche-und-leben.de“, der Predigtinhalt sei „mehr als unbedacht“ gewesen. Im Gottesdienst seien nach seiner Information auch Missbrauchsopfer gewesen. Pfarrer Zurkuhlen habe das nach eigenen Bekunden nicht gewusst. Rau lud die Gemeinde für Montag zu einem Gespräch ein.
Zurkuhlen selbst verteidigte seine Predigt gegenüber „kirche-und-leben.de“. Niemand sei nur abgründig böse: „Oft verbinden sich Güte und Schuld miteinander oder stehen ohne Berührung nebeneinander.“