Das Bistum Augsburg hat vorläufig keinen Diözesanbischof mehr. Papst Franziskus hat das Rücktrittsgesuch des bisherigen Oberhirten Konrad Zdarsa angenommen. am Donnerstag angenommen, wie der Vatikan am selben Tag bekanntgab. Zdarsa hatte seinen Rücktritt kirchenrechtsgemäß anlässlich seines 75. Geburtstags am 7. Juni eingereicht. Als dienstältester Weihbischof führt Anton Losinger (61) vorerst die Amtsgeschäfte.
Als Dompropst muss Losinger binnen acht Tagen das Domkapitel zusammenrufen, das einen Diözesanadministrator wählt. Dieser leitet die Diözese übergangsweise in der bischofslosen Zeit (Sedisvakanz) bis zur Amtseinführung von Zdarsas Nachfolger. Zdarsa wird am Sonntagnachmittag feierlich verabschiedet und will danach in seine sächsische Heimat zurückgehen.
In einer Pressemitteilung des Bistums wurde dem scheidenden Bischof attestiert, dieser sei in den vergangenen neun Jahren die Herausforderungen „beherzt und selbstlos“ angegangen, die Diözese „zukunftsorientiert, transparent, glaubwürdig und anschlussfähig zu gestalten“. Stets habe ihn das Bewusstsein geprägt, „miteinander auf dem Weg des Herrn unterwegs zu sein“.
Zu seinem Abschiedsgottesdienst im Hohen Dom werden Repräsentanten aus Kirche und Gesellschaft erwartet, darunter der Vorsitzende der Deutschen und bayerischen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, der Kölner Kardinal Reinhard Woelki, der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, sowie weitere bayerische Diözesanbischöfe. Die bayerische Staatsregierung ist durch Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) vertreten. An die Messe schließt sich eine Begegnung auf der Domplatte an.
Vor seiner Berufung nach Augsburg im Sommer 2010 war Zdarsa drei Jahre Bischof von Görlitz, davor Generalvikar des Bistums Dresden-Meißen. Zdarsa stammt aus dem sächsischen Hainichen und hat sechs Geschwister. 1974 empfing er in Dresden die Priesterweihe, nachdem er eine Lehre zum Dreher gemacht, das Abitur nachgeholt und Theologie studiert hatte. Danach konnte er dank seiner vom Vater ererbten österreichischen Staatsangehörigkeit an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Kirchenrecht promovieren. Über seine Mutter hat Zdarsa den CSU-Politiker Thomas Goppel zum Vetter.
Zdarsa gilt als konservativer und eher öffentlichkeitsscheuer Vertreter der Geistlichkeit. Umso mehr Aufsehen erregte er im Mai, als er sich im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vom „synodalen Weg“ distanzierte. Dabei gab er zu Protokoll, dass er sich in der entscheidenden Abstimmung in der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe in Lingen „sichtbar der Stimme enthalten“ habe.
Bei dieser angekündigten Reformdebatte soll es unter Einbezug von Laien unter anderem um Fragen der Macht, des Amtes in der Kirche und die Sexualmoral gehen. Näheres wollen Marx und der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, am Freitag in einer gemeinsamen Pressekonferenz in Bonn mitteilen.