Das Katholische Klinikum Oberhausen (KKO) hat am heutigen Dienstag ein sogenanntes Eigenverwaltungs-Verfahren beantragt. Dies teilte das Unternehmen am Mittag mit.
Damit nehme das Klinikum, das über drei Standorte und zusätzlich drei Altenheime, vier Pflegedienste und drei Hospize verfügt, die Chance einer umfassenden und gesetzlich geschützten Neuausrichtung wahr, hieß es. Der Schritt sei notwendig geworden, weil die wirtschaftlichen Herausforderungen für das KKO „immer größer geworden“ seien. Gleichzeitig sei der finanzielle Spielraum immer enger geworden, um Restrukturierungsmaßnahmen aus eigener Kraft einzuleiten und durchzuführen. Die gesetzlich geschützte Chance, ein Eigenverwaltung- Verfahren durchzuführen, bekommen nur Unternehmen, die nachweisen können, dass eine solche Restrukturierung zukunftsfähig ist.
Um die Neuausrichtung durchzuführen, wurden zusätzlich zu Geschäftsführer Michael Boos vom Aufsichtsrat zwei weitere Krankenhaus-Experten zu Geschäftsführern bestellt: Dr. med. Reinhard Wichels, Gründer der WMC Heatlthcare GmbH und Christian Eckert (Partner bei WMC). Ihnen stehen Dr. Christoph Niering sowie André Dobiey von der Kanzlei „Niering Stock Tömp“ (NST) zu Seite, die als Generalbevollmächtigte ernannt wurden. Komplettiert wird das Führungsteam den Angaben zufolge durch einen unabhängigen Sachwalter, der vom Amtsgericht bestellt werden wird.
Betrieb aller Einrichtungen geht unverändert weiter
In der Zeit der Umstrukturierung geht der Betrieb aller Einrichtungen den Angaben zufolge unverändert weiter, deren Fortführung sei finanziell gesichert. Die 2370 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des KKO wurden demnach am Dienstag über das Eigenverwaltungs-Verfahren informiert. Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten sind sicher. Das erweiterte Führungsteam betonte, dass die Versorgung der Patienten und Bewohner uneingeschränkt weitergehe, da alle rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen vorhanden seien.
Die neue Geschäftsführung wird nun in den kommenden Wochen in enger Abstimmung mit den Gläubigern, Aufsichtsgremien und der Mitarbeitervertretung einen Restrukturierungsplan erarbeiten. „Das KKO hat definitiv die Chance, sich zukunftsfähig aufzustellen. Wie genau die Zukunft aussehen wird – auch mit Blick auf die umliegenden Mitbewerber – das werden wir nun mit aller gebotenen Geschwindigkeit, trotzdem respektvoll, mit ruhiger Hand und klarer Analyse erarbeiten“, sagte Dr. Reinhard Wichels der Mitteilung zufolge. Dabei sei die Rückendeckung durch Träger und Politik besonders für die Beschäftigten ein wichtiges Zeichen.
Chance auf einen Gesundungsprozess
„Das KKO ist ein christlich geprägter Verbund und dieser Haltung fühlen wir uns auch und gerade in der Phase der Neuausrichtung verpflichtet“, sagte der Generalbevollmächtigter Dr. Christoph Niering. „Der eingeschlagene Weg wird schwierig, aber wir wissen, dass wir Kraft und Vermögen haben, um diesen Weg zu gehen – für das KKO, die Beschäftigten und nicht zuletzt für die vielen Menschen, die sich uns anvertraut haben und weiter anvertrauen werden.“
In der Restrukturierungsphase sollen die Beschäftigten den Angaben zufolge von der Eigenverwaltung transparent und konsequent über eingeleitete Maßnahmen informiert werden. „Das Verfahren ist in erster Linie ein Gesundungsprozess und damit eine einmalige Chance, um Projekte umzusetzen und Strukturen zu etablieren, für die wir ohne den Schutz dieses Verfahrens niemals genügend Zeit und Mittel bekommen hätten“, sagte Geschäftsführer Michael Boos.
Erst Ende Februar hatte das KKO weitreichende Umstrukturierungen angekündigt, von den vor allem der Standort in Osterfeld betroffen ist. Oberhausener Politiker zeigten sich seinerzeit über die Kommunikation des Unternehmens verärgert. KKO-Geschäftsführer Boos erklärte seinerzeit Zentren seien „die Zukunft der Krankenhäuser“. Es gehe darum, „bestehende Strukturen sensibel aufzubrechen“. Das Unternehmen müsse sich „konkurrenzfähig aufstellen und eine qualitativ hochwertige klinische Versorgung der Bevölkerung langfristig sichern“, so Boos.