Caritas: Entwicklungshilfe statt Militär stärken

Caritas international hat sich gegen weltweit steigende Militärausgaben gewandt. „Es ist nicht nachzuvollziehen, wenn auf weltpolitischer Ebene davon geredet wird, Fluchtursachen bekämpfen zu wollen, während parallel die Armeen hochgerüstet werden“, sagte Caritas-Präsident Peter Neher am Donnerstag in Freiburg.

Caritas-Präsident Dr. Peter Neher. (Foto: obs/Deutscher Caritasverband e.V.)

Er rief Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) auf, das von der Nato formulierte Ziel, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung aufzuwenden, zu hinterfragen. „Diese Zahl ist nie gesellschaftspolitisch diskutiert worden, und dennoch lässt sich die Politik in vielen Staaten förmlich von dieser Vorgabe treiben“, kritisierte Neher.

Dabei führten steigende Militärausgaben keineswegs automatisch zu mehr Sicherheit und Frieden. „Ich bin vielmehr davon überzeugt, dass es einen anderen Zugang zur langfristigen Friedenssicherung braucht: das gemeinsame Arbeiten daran, die Gegensätze von arm und reich, von gebildet und ungebildet, von vom Klimawandel gefährdet oder nichtgefährdet zu überwinden.“

Laut dem am Donnerstag veröffentlichten Jahresbericht förderte das Auslandshilfswerk des Deutschen Caritasverbands 2018 so viele Nothilfe- und Entwicklungsprojekte wie nie zuvor. Unterstützt wurden 715 Vorhaben in 78 Staaten. Auch der Gesamthilfsetat stieg auf den Rekordwert von 81,08 Millionen Euro. Davon stammten 37 Prozent aus Spenden, 45 Prozent aus staatlichen Mitteln und 9 Prozent aus kirchlichen Etats. Hinzu kommen unter anderem Mittel aus der Europäischen Union.

Neher dankte den mehr als 100.000 Spendern für „außergewöhnlichen Solidarität“. „Zugleich machen die Zahlen aber deutlich, dass die Zahl der humanitären Katastrophen und damit die Zahl der hilfsbedürftigen Menschen immer weiter zunimmt“, so Neher. Laut Vereinten Nationen stieg die Betroffenenzahl von 52 Millionen 2010 auf aktuell 132 Millionen.

Der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, beschrieb Syrien als exemplarische Krisenregion, in der die katholische Hilfsorganisation derzeit aktiv ist. „Allein in Syrien sind fast zwölf Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen“, so Müller. Auch die Lage der in die Nachbarländer Libanon und Türkei geflohenen Syrer verschlechtere sich derzeit, weil sie zur Rückkehr gedrängt werden sollten.

Neher rief Deutschland und die EU-Staaten zu neuen Regeln für die Aufnahme und das Verteilen von Flüchtlingen und Migranten auf. „Wir wissen, dass das bisherige Dublin-System am Ende ist.“ Er hoffe auf einen Vorstoß der neuen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

Im Streit um die privaten Seenotretter im Mittelmeer wandte sich Neher gegen eine „Kriminalisierung“ der Helfer. „Es ist unsere humanitäre Pflicht, Menschen vor dem Ertrinken zu retten, da gibt es kein Wenn und Aber.“

kna