Der gebürtige Oberhausener Karl-Josef Kuschel (71) hat den „Theologischen Preis“ der „Salzburger Hochschulwochen“ für sein Lebenswerk erhalten. Er erhielt die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung am Mittwochabend in Salzburg. Kuschel biete nicht nur für die Theologie „vielfältige Impulse und Inspirationen“, sondern „für jedes Denken, das kulturgeschichtlich informiert“ Religion in der interkulturellen Gegenwart der heutigen Gesellschaft verstehen wolle, heißt es in der Begründung der Jury.
Kuschels Publikationen zu Literatur und Theologie zeugten nicht nur von einem „profunden Verständnis“ von Texten und Autoren, sondern stellten auch „subtile wie profunde Verständigungsversuche zwischen Literatur und Theologie“ dar. Im Bereich des ökumenischen und interreligiösen Dialogs habe Kuschels Werk „Gesprächs- und Denkräume aufgeschlossen“.
Der Augsburger Religionspädagoge Georg Langenhorst würdigte in seiner Laudatio Kuschel als einen Theologen, „der wie wenige andere das Programm des Dialogs lebt und gestaltet“. Kuschel stehe für eine Theologie, die Religion stets „im Plural denkt“.
In seinen Dankesworten plädierte Kuschel für neue dialogische Initiativen unter den drei monotheistischen Weltreligionen: „Wir brauchen bei immer dichteren multireligiösen Nachbarschaften in unseren Großstädten immer dringender eine Kultur der Achtsamkeit auf die schon bestehenden inneren Verbindungen zwischen Juden, Christen und Muslimen“, so Kuschel. Dies umfasse auch ein Mehr an Wissen über den jeweils anderen.
Kuschel wurde 1948 in Oberhausen geboren. Er studierte Germanistik und Katholische Theologie in Bochum und Tübingen. 1977 wurde er in Tübingen mit einer Arbeit zum Thema „Jesus in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“ promoviert, betreut von Hans Küng und Walter Jens. 1989 folgte die Habilitation im Fach Ökumenische Theologie. Von 1995 bis 2013 lehrte Kuschel Theologie der Kultur und des interreligiösen Dialogs an der Universität Tübingen.
Zugleich war er in dieser Zeit stellvertretender Direktor des Instituts für ökumenische und interreligiöse Forschung der Universität Tübingen. Von 1995 bis 2009 war Kuschel außerdem Vizepräsident der Stiftung Weltethos.