Nach erneuten Vorwürfen, Missbrauchsfälle nicht transparent aufzuklären, gerät der Bischof von Buffalo, Richard Malone, weiter unter Druck. Ein Priesteramtsanwärter hatte Malone in einem mehrseitigen Schreiben, in dem er seinen Austritt aus dem Priesterseminar begründet, zum Rücktritt gedrängt. Wie der katholische US-Pressedienst CNS am Donnerstag berichtete, wirft Stephen Parisi dem Bischof vor, das Bistum im US-Bundesstaat New York nicht verantwortungsvoll zu leiten.
Er habe in seiner Zeit als Seminarist „gelernt, wie man Menschen nicht behandelt“, schreibt Parisi. Die Diözese Buffalo „unterdrückt die Wahrheit in Bezug auf sexuellen Missbrauch“, sagte ein weiterer ehemaliger Seminarist, Matthew Bojanowski, auf einer Pressekonferenz in dieser Woche. Er gab zudem an, von einem Pater missbraucht worden zu sein. Die Diözese erklärte, Bojanowski habe in seiner ersten Beschwerde sexuellen Missbrauch nicht erwähnt.
Der Missbrauchsskandal in Buffalo weitet sich seit vergangenem Herbst aus, nachdem ein früherer Sekretär Malones hunderte Seiten an belastenden Informationen weitergeleitet hatte. Demnach erlaubte der Bischof des Missbrauchs beschuldigten Priestern, an ihrem Arbeitsplatz zu bleiben. Auch habe sich Malone aktiv an der Vertuschung von Missbrauchsfällen beteiligt. Nach diesen Enthüllungen hatte der Bostoner Kardinal Sean O’Malley, der vom Papst eingesetzte Beauftragte für sexuellen Missbrauch, eine Untersuchung des Vatikan gefordert.
Der Fall gilt laut CNS als Testfall für das apostolische Schreiben „Vos Estis Lux Mundi“ („Ihr seid das Licht der Welt“), das Papst Franziskus im Mai unterzeichnet hatte. Es regelt unter anderem die Verantwortlichkeit der Bischöfe im Umgang mit sexuellem Missbrauch.