Ausgrabungen: Hinweise auf Emmaus?

Abu Gosch (Foto: Guter | Dreamstime.com)

Archäologen der Universität Tel Aviv sowie des College de France haben demnach Mauern einer 2.200 Jahre alten Festung freigelegt. Diese könnte nach Einschätzung der Forscher auf den Seleukidengeneral Bakchides zurückgehen, der im jüdischen Aufstand gegen die Seleukiden 160 v. Chr. den Anführer Judas Makkabäus tötete.

Die Festungsmauern stammen demnach aus der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts vor Christus und wurden auf oder neben einer älteren Befestigungsanlage erbaut. Unter den Römern im ersten Jahrhundert nach Christus wurde die Anlage erneuert. Die Datierung beruht demnach auf Keramikfunden, weiteren archäologischen Funden sowie der sogenannten optisch stimulierten Lumineszenz (OSL), einem Verfahren, bei dem die letzte Sonnenlichteinstrahlung auf bestimmten Materialien gemessen wird.

Bakchides eroberte laut biblischen Berichten sowie Flavius Josephus Jerusalem zurück und errichtete einen Festungsring an den Zugängen zur Hauptstadt. Der Bau Bakchides ist laut den Forschern die einzige bekannte Festung dieses Ausmaßes in Judäa in dieser Zeit. Obwohl Kirjat Jearim in den genannten Quellen in der Liste befestigter Städte nicht auftauche, spreche vieles dafür, die Festung mit dem als Emmaus bezeichneten Ort westlich von Jerusalem zu identifizieren.

Für die These spreche, dass das neutestamentliche Emmaus laut dem Lukasevangelium 60 Stadien von Jerusalem entfernt gewesen ist, was wiederum mit der Entfernung von 11 Kilometern zwischen Jerusalem und Kirjat Jearim-Abu Gosch und Jerusalem übereinstimme.

Gegenwärtig erheben drei Orte Anspruch darauf, das biblische Emmaus zu sein. Neben Abu Gosch, das insbesondere von den Kreuzfahrern als Emmaus favorisiert wurde, konkurrieren „Emmaus-Nikopolis“ (Amwas) nahe Latrun und Emmaus-Qubeibeh im Westjordanland um die Verortung.

Kirjat Jearim spielt in der Bibel unter anderem als zeitweiser Aufbewahrungsort der Bundeslade vor deren Überführung nach Jerusalem durch König David eine Rolle. Unter anderem fanden die Archäologen in den seit 2017 andauernden Grabungen Überreste eines israelitischen Kult- oder Verwaltungszentrums aus dem 8. vorchristlichen Jahrhundert.

kna