Der aus Deutschland stammende Bischof des brasilianischen Bistums Obidos, Johannes Wahlmann, kann sich nach eigenen Worten verheiratete Männer als Priester vorstellen. In seiner rund 182.000 Quadratkilometer großen Diözese gebe es Gemeinden, die „nur zwei- oder dreimal im Jahr die Messe feiern können, wenn der Priester kommt“, sagte er der Wochenzeitung „Kirche + Leben“ (Sonntag) in Münster. Es sei aber wichtig, dass es Priester vor Ort gebe. Ihr Dienst beschränke sich nicht nur auf die Feier der Eucharistie, sondern umfasse auch Nächstenliebe und Glaubensstärkung.
Bei der Amazonas-Synode im Oktober in Rom müsse auch über Gemeindeleitung durch Nicht-Priester gesprochen werden, forderte Bahlmann, der zurzeit auf Deutschlandbesuch ist. In seinem Bistum habe er gute Erfahrungen damit gemacht. Dort leiteten zu 80 Prozent Frauen Gemeinden mit bis zu 3.000 Gläubigen, wobei jede Gemeinde einer der zwölf Pfarreien zugeordnet sei. Jede Pfarrei bestehe aus rund 150 Gemeinden. Da sei es „unmöglich, dass der Priester in jeder Gemeinde Verantwortung übernimmt“.
Bahlmann nimmt an der von Papst Franziskus einberufenen Amazonas-Synode teil, die vom 6. bis 27. Oktober im Vatikan stattfindet. Bei der Bischofsversammlung soll es unter anderem um Kirchenreformen gehen. Weitere Themen sind die Rechte von Indigenen und die ökologische Zukunft der Region.
Bahlmann stammt aus Visbek (Kreis Vechta) und trat in den 80er-Jahren in den Franziskanerorden ein. Seit 2001 ist er brasilianischer Staatsbürger. 2009 wurde er zum bischöflichen Leiter der damaligen Prälatur Obidos ernannt, die inzwischen ein eigenständiges Bistum ist. Der Kirchenbezirk am Amazonas im Nordosten Brasiliens ist rund halb so groß wie Deutschland. Auf dem Gebiet leben etwa 230.000 Menschen, davon sind rund 185.000 katholisch. Für die Seelsorge stehen gut zwei Dutzend Priester zur Verfügung.