Im Vatikan haben am Montag die Beratungen der Amazonas-Synode begonnen. Drei Wochen lang beraten Bischöfe aus Südamerika gemeinsam mit Ordensleuten, Vertretern von Indigenen und Experten über Reformen des kirchlichen Lebens, aber auch über ökologische und soziale Folgen des Raubbaus in der ressourcenreichen Region.
Papst Franziskus mahnte zu Beginn mehr Demut im Umgang mit indigenen Kulturen an. „Wir betrachten die Realität Amazoniens … auf Zehenspitzen, um die Geschichte, die Kulturen, den Lebensstil der Völker im Amazonasgebiet zu respektieren“, sagte er in seiner Eröffnungsansprache. Es sei wichtig, auf unternehmerischen Eifer und das Durchsetzen vorgefertigter Konzepte zu verzichten. Wenn die Kirche vergesse, wie sie sich einem Volk zu nähern habe, dann misslinge die Inkulturation.
Scherzhafte Kommentare über einen Indio, der bei der Eröffnungsmesse im Petersdom mit traditionellem Federschmuck zum Altar gekommen war, hätten ihn traurig gemacht, so der Papst. „Wo ist der Unterschied zwischen Federkopfschmuck und einem Birett, das einige Amtsträger unserer vatikanischen Behörden tragen?“, fragte er.
Ideologien seien „eine gefährliche Waffe“, warnte Franziskus; man dürfe ein Volk nicht durch die ideologische Brille beurteilen. Daher dürfe es bei dieser Synode auch nicht darum gehen, von außen Entwicklungs- oder Kulturprogramme überzustülpen oder unüberlegte Pastoralpläne zu erfinden. „Wir sind gekommen, um nachzudenken, zu verstehen und um den Völkern zu dienen“, betonte der Papst.
Der Generalrelator der Synode, Kardinal Claudio Hummes, nannte das Verhältnis der Kirche zu den Indigenen und den Schutz des Regenwalds als zentrale Themen. Die Kirche dürfe „keine Angst vor dem Neuen haben“. Unter anderem verwies er in seinem Eröffnungsvortrag auf Bitten von Indigenen um die Priesterweihe verheirateter Männer und um ein eigenes Amt für Frauen in der Gemeindeleitung.
Die Kirche dürfe nicht in Selbstbezüglichkeit steckenbleiben, sondern müsse den „Schrei der Armen und der Erde“ hören. Das Treffen finde vor dem Hintergrund einer „schweren und drängenden Klima- und Umweltkrise“ von globalen Ausmaßen statt, so der brasilianische Kardinal. Ausdrücklich bekannte er sich zu einer „Option für die Armen“ und sprach sich für eine Kirche mit „amazonischem Gesicht“ und synodalen Zügen sowie für Interkulturalität aus.
Die Synode tagt bis Mittwoch als Vollversammlung; danach werden die Arbeiten bis Freitag in kleineren Gruppen fortgesetzt. Mit Blick auf die 258 Teilnehmer mit Rederecht darf ein Beitrag im Plenum vier Minuten nicht überschreiten. Papst Franziskus bat sich zudem aus, dass nach jeweils vier Wortmeldungen vier Minuten Schweigen eingehalten werden.
Plenarrunden finden erneut vom 12. bis 15. Oktober statt. Am 17. Oktober sollen die Erträge aus den Arbeitskreisen vorgetragen werden, bevor ein Ausschuss mit zehn Mitgliedern einen Entwurf für das Schlussdokument erarbeitet. Dieser wird am 21. Oktober vorgestellt und anschließend in den Arbeitskreisen diskutiert. Die Schlussfassung soll am 25. Oktober in der Aula präsentiert und am 26. Oktober abgestimmt werden. Ob der Text veröffentlicht wird, liegt in der Entscheidung des Papstes. Die Synode endet am 27. Oktober.
Der Vatikan will auch ein Zeichen für Umweltschutz setzen. Synoden-Generalsekretär Kardinal Lorenzo Baldisseri warb am Montag für eine Kompensation der rund 573 Tonnen Kohlendioxid, die im Zusammenhang mit der Amazonas-Synode laut vatikanischen Berechnungen anfallen; gut 438 Tonnen gehen demnach auf das Konto der Flugreisen. Um dies auszugleichen, sollten für 10.000 Euro rund 50 Hektar des Amazonasbeckens begrünt werden, schlug Baldisseri vor.