Seit einer Woche tagt die Bischofssynode zu Amazonien im Vatikan. Drei Vortragstage, dann Austausch in Sprachgruppen über Umweltschutz, Seelsorge, Frauen in der Kirche und mehr. Zwischendurch: Kaffee mit dem Papst.
Ein Plausch mit Papst Franziskus in der Kaffeepause ist selten – selbst für die rund 300 Teilnehmer der derzeitigen Bischofssynode zu Amazonien. Hin und wieder wird das aber doch möglich. Dann geht es auch mal um Persönliches, im Hintergrund aber immer um „neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie“, wie die Aufgabe des Treffens formuliert ist. Nach der Auftaktmesse am 6. Oktober ging es tags drauf in der vatikanischen Synodenaula an die Arbeit – zunächst drei Tage im Plenum, dann zwei Tage Austausch in Kleingruppen, zuletzt wieder Plenum.
Gearbeitet wird von Montag bis Samstag, jeweils von 9.00 bis 12.30 Uhr sowie von 16.30 bis 19.15 Uhr. Der Papst als Vorsitzender der Synode sitzt vorne und leitet jede Runde mit einem Gebet ein. Zu Wort kommen sowohl Bischöfe als auch einige sogenannte Auditoren, Vertreter anderer Konfessionen sowie geladene Experten. Die Redezeit für alle: maximal vier Minuten, danach wird das Mikrofon abgedreht. Nach vier Beiträgen folgen vier Minuten Schweigen – um das Gehörte sacken zu lassen.
Geschwiegen werden soll auch außerhalb der Aula, zu Details über Redner und ihre Beiträge. Die Öffentlichkeit wird von den Kommunikationsbeauftragten der Synode in täglichen Pressebriefings über Inhalte informiert, wechselnde Synodenteilnehmer ergänzen ihre persönlichen Erfahrungen – aus der Aula und ihrer Arbeit zu Hause.
In der ersten Synodenwoche deckten die Vortragenden ein breites Themenspektrum ab, wobei sich einige Schwerpunkte abzeichneten. Oft kamen Umweltzerstörung in der Amazonasregion und deren Auswirkungen zur Sprache. Bei diesem Thema waren sich die Teilnehmer im Plenum und den Sprachzirkeln dem Vernehmen nach einig. Immer wieder wurde auch nach neuen Wegen in der Seelsorge gesucht – angesichts von Priestermangel und riesigen, oft unwegsamen Gebieten. Respekt vor den indigenen Einwohnern war ein weiteres durchgehendes Thema.
Zum Thema „viri probati“ – einer möglichen Zulassung bewährter verheirateter Männer zum Priesteramt – gab es unterschiedliche Meinungen. Etliche, wie der frühere Amazonasbischof Erwin Kräutler, befürworten eine solche Ausnahmeregelung in der Region, ohne den Zölibat generell aufheben zu wollen. Andere sind skeptischer. Vor allem für konservative Kreise, auch außerhalb der Synode, ist dies ein rotes Tuch.
Eine Stärkung der Rolle von Frauen in der Kirche, die in der Amazonasregion oft Gemeinden leiten, wurde in der ersten Synodenwoche ebenfalls angesprochen. Hin und wieder fiel das Stichwort Frauendiakonat. Zudem forderten einige ein Stimmrecht von Ordensfrauen bei der Abstimmung über das Schlussdokument. Dort sind bisher nur die 185 Synodenväter, Bischöfe, Ordenspriester sowie ein Ordensbruder, stimmberechtigt. Gegen Ende der ersten Woche dämpften Teilnehmer Erwartungen, dass sich ein Frauenstimmrecht noch beim laufenden Bischofstreffen einführen lasse.
Nach dem Input der Vortragstage teilten sich die Synodenteilnehmer am Donnerstag in zwölf Kleingruppen auf: fünf auf Spanisch, vier auf Portugiesisch, zwei auf Italienisch; zudem gibt es eine französisch- und englischsprachige Gruppe, moderiert von Luxemburgs Kardinal Jean-Claude Hollerich. Am Samstag nahm die Synode ihre Arbeit wieder im Plenum auf, das sich bis Dienstag mit den bisherigen Ergebnissen auseinandersetzt.
Danach geht es noch einmal in die Kleingruppen, deren Ergebnisse am Donnerstag (17.10.) im Plenum präsentiert werden. Die große Herausforderung wird sein, alles für das Schlussdokument zu bündeln. Dieses soll am 21. Oktober vorgestellt und danach diskutiert werden. Eine Schlussfassung wird am 25. Oktober in der Aula präsentiert und am Folgetag zur Abstimmung gestellt. Ob der Text veröffentlicht wird, entscheidet der Papst.
Franziskus hält sich bei der Synode mit Redebeiträgen zurück; neben der Eröffnungsrede, in der er sich explizit gegen eine Diskriminierung von Indigenenvertretern in der Kirche wandte, resümierte er lediglich am Mittwoch seine bisherigen Eindrücke. Das Kirchenoberhaupt will auch sonst keine Sonderbehandlung: In den Kaffeepausen bei der Synode stellt sich der Papst wie alle anderen hinten an, wie der deutsch-brasilianische Bischof Johannes Bahlmann berichtete.