Der vatikanische Polizeichef Domenico Giani ist von seinem Posten zurückgetreten. Wie der Vatikan am Montag offiziell mitteilte, zieht er damit die Konsequenzen aus der Veröffentlichung einer internen Dienstanweisung, mit der die Namen von fünf Verdächtigten in einer vatikanischen Finanzaffäre publik wurden. Zugleich betonte die Mitteilung, Giani treffe „keinerlei persönliche Verantwortung“.
Hintergrund sind Ermittlungen der vatikanischen Staatsanwaltschaft zu einer verlustreichen Immobilieninvestition der Kirchenleitung in dreistelliger Millionenhöhe. In dem Zusammenhang wurden vier Mitarbeiter des Staatssekretariats und der Direktor der Finanzaufsicht suspendiert und ein Zutrittsverbot verhängt. Die entsprechende Mitteilung an Dienstposten der Gendarmerie und der Schweizergarde mit Namen und Fotos der Betreffenden war kurz darauf in einem italienischen Magazin als Faksimile erschienen.
„Nicht in Zweifel stehende Treue und Loyalität“
Laut der ungewöhnlich ausführlichen Rücktrittsmitteilung des vatikanischen Presseamts betonte Papst Franziskus die „nicht in Zweifel stehende Treue und Loyalität“ seines ehemaligen Sicherheitsverantwortlichen. Giani selbst erklärte in einer umfangreichen Stellungnahme auf der Internetseite „Vatican News“, er schäme sich für das Vorgefallene und für das Leid, das den betroffenen Personen zugefügt worden sei. Seine berufliche Zukunft ließen der 57-Jährige selbst wie auch die Pressemitteilung offen; auch ein Nachfolger ist noch nicht bekannt.
Der aus Arezzo stammende Giani trat nach Stationen bei der italienischen Finanz- und Justizpolizei sowie beim Inlandsgeheimdienst 1999 in den Dienst des Vatikan. 2006 übernahm er die Leitung der Gendarmerie. Als Direktor der Sicherheitsdienste und des Katastrophenschutzes im Vatikanstaat war er für das gesamte Sicherheitskonzept verantwortlich, diente aber auch als Personenschützer des Papstes, unter anderem bei rund 70 Auslandsreisen des Kirchenoberhaupts.