Heinz: „Eine Synode des Aufbruchs mit einem Dokument des Neuanfangs“

„Wir haben eine Synode des Aufbruchs erlebt“, sagt der Hauptgeschäftsführer der Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Pater Michael Heinz zum Abschluss der dreiwöchigen Amazonien-Synode in Rom. „An ihrem Ende steht ein Dokument des Neuanfangs. Die alten hierarchischen Strukturen haben sich überlebt. Wie Kirche heute geht, das hat uns das Amazonas-Netzwerk Repam (Red Eclesial PanAmazonica) gezeigt“, so Adveniat-Chef Pater Heinz. Das kirchliche panamazonische Netzwerk, dem das Lateinamerika-Hilfswerk seit der Gründung 2014 angehört, hat die Synode maßgeblich vorbereitet und geprägt. „Die engagierten Christinnen und Christen und unter ihnen besonders die Indigenen, haben mit ihren Aktionen, ihren Liedern und Gebeten rund um die Synodenaula für frischen Wind gesorgt“, würdigt der Adveniat-Chef das professionelle Begleitprogramm.

(Foto: Achim Pohl/Adveniat)

Die Kirche in Deutschland und Europa kann davon lernen, ist Pater Heinz überzeugt: „Wir brauchen ein kirchliches europäisches Netzwerk, das die Option für die Armen, für die Jugend und für die Schöpfung auch für unseren Kontinent durchbuchstabiert. In einer Zeit, in der in Europa nationalistische Kräfte die Erderwärmung und den menschengemachten Klimawandel leugnen und gleichzeitig die Kirchen als Verbündete in einem vermeintlichen Kampf gegen den Untergang des christlichen Abendlandes missbrauchen, ist es höchste Zeit für ein kirchliches Bekenntnis zu Europa. In einem europäischen Netzwerk können wir gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Gruppen und Wissenschaftler für unseren Kontinent und den Planeten zeitgemäße Antworten auf die globale sozioökologische Krise suchen und finden. Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, der ebenfalls an der Synode teilgenommen hat, haben wir dabei auf unserer Seite. Er hat sich dafür ausgesprochen, dass alle gesellschaftlichen Gruppen zusammenarbeiten müssen, wenn wir verhindern wollen, dass die Folgen des Klimawandels unumkehrbar werden“, berichtet Adveniat Hauptgeschäftsführer Pater Heinz.

Türen werden geöffnet

Das Abschlussdokument öffne dem Adveniat-Chef zufolge den Gemeinden in Amazonien einige Türen und stelle wichtige Weichen. „Die Möglichkeit verheiratete Männer zu Priestern zu weihen, die bereits als Diakone tätig sind und entsprechend ausgebildet werden, ist ein erster Schritt, dass die Eucharistie auch in Amazonien zu Recht als Quelle und Höhepunkt des christlichen Glaubens bezeichnet wird.“ Aufgrund des Priestermangels wird in vielen Gemeinden lediglich ein bis zwei Mal im Jahr Eucharistie gefeiert. „Die Amazonien-Synode formuliert nun klar, das Recht, an der Eucharistie teilzunehmen. Die Bischöfe können nun verstärkt Ausnahmen bei der Zulassung verheirateter Männer zum Priesteramt vornehmen.“ Hoffnungsfroh zeigte Pater Heinz sich auch angesichts der Wertschätzung der Frauen im Dokument – „auch wenn ich mir persönlich da mehr hätte vorstellen können. Dass der Frauendiakonat ein wichtiges Thema in der Synodenaula war, hat Eingang ins Dokument gefunden. Und eine Weiterarbeit an diesem Thema ist festgeschrieben“, so Adveniat-Chef Pater Heinz.

Das Abschlussdokument spricht auch von einer Option für die indigenen Völker. „Die Verteidigung ihrer Menschenrechte, ihrer Territorien und der Natur, mit der sie – im Gegensatz zu uns – im Einklang leben, wird zur Verpflichtung aus dem Glauben für alle Christinnen und Christen erklärt“, betont Pater Michael Heinz. Er verstehe dies auch als Bestätigung der jahrelangen Arbeit des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat mit seinen Projektpartnerinnen und Projektpartner vor Ort. „Die Indigenen haben uns deutlich gemacht: Es ist zwei vor zwölf. Wir müssen jetzt handeln. Wenn der Regenwald stirbt, sterben auch wir Menschen – weltweit! Wir sind aufgefordert, uns zu ändern – persönlich und als Gesellschaft. Nutzen wir die Amazonien-Synode als Neuanfang!“