Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bittet um Vergebung dafür, dass ein zweimal wegen Missbrauchs verurteilter Priester weiter seelsorglich tätig werden konnte. Er wolle „nicht um den heißen Brei herumreden“, so Woelki: „Hier hat ein Priester Menschen schlimmes Leid zugefügt, und seine Vorgesetzten haben es zugelassen, dass er immer wieder mit Menschen in der Seelsorge in Berührung kam“, sagte er am Samstag dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de. Die Zusammenhänge müssten gründlich aufgeklärt werden. „Ich schäme mich für das, was hier geschehen ist“, so der Erzbischof.
Woelki kündigte an, konkret zu benennen, was und unter welcher Verantwortung passiert sei. „Die Namen der Verantwortlichen werden veröffentlicht“, so der Kardinal. Die Entscheidungen und auch die derzeit angesprochenen Taten des Pfarrers lägen jedoch zum Teil Jahrzehnte zurück, viele der Verantwortlichen dürften inzwischen verstorben sein. „Aber es ist durchaus denkbar, dass auch diejenigen von uns, die heute Verantwortung tragen, eigene Fehler einräumen müssen“, betonte er.
Der Kardinal erklärte, es habe sich zwar viel in der Kirche getan, aber es sei noch mehr zu tun. „Am Ziel sind wir noch lange nicht, und zur Selbstzufriedenheit gibt es keinen Grund. Im Gegenteil, Fälle, wie der jetzt bekannt gewordene, erinnern uns daran, dass die Aufklärung der Vergangenheit noch längst nicht abgeschlossen ist“, so Woelki.
Der aktuelle Fall war Mitte November bekannt geworden. Der aus dem Erzbistum Köln stammende Priester war 1972 wegen „fortgesetzter Unzucht mit Kindern und Abhängigen“ zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Seit 1973 war er im Bistum Münster tätig, bis er 1988 wegen sexueller Handlungen an Minderjährigen eine Bewährungsstrafe erhielt. Ein Jahr später kehrte er als Altenheimseelsorger nach Köln zurück. Als Ruhestandsgeistlicher war er von 2002 bis 2015 in Bochum-Wattenscheid tätig.
Das Bistum Essen hatte sich am Donnerstag bei der Pfarrei in Bochum-Wattenscheid entschuldigt. Es sei aus heutiger Perspektive „ein verheerender Fehler“ gewesen, erklärte Generalvikar Klaus Pfeffer. Auch Münsters Bischof Felix Genn hatte in einem am Freitag veröffentlichten offenen Brief um Entschuldigung dafür gebeten, dass unter seiner Verantwortung als Bischof von Essen der Priester Seelsorgedienste versehen habe.